Saalfeld. Warum die Thüringer Landesregierung mit einer Umfrage keine falsche Erwartungen wecken sollte.

Tino Zippel, stellvertretender OTZ-Chefredakteur, kommentiert die Ansätze zur Mobilität in den ländlichen Regionen Thüringens: Das Infrastrukturministerium will mit einer Umfrage das Mobilitäts­bedürfnis der Menschen im ländlichen Raum ergründen, nachdem dort erwartungsgemäß das 9-Euro-Ticket nicht so gut bei den Menschen angekommen ist.

Die derzeitige Situation gestaltet sich unbefriedigend, sodass viele lieber das eigene Auto nutzen. In vielen Orten fernab der Hauptstrecken hält der Bus nur selten, fährt er nicht nach einem Taktfahrplan und schon gar nicht am späteren Abend. Das Angebot verhindert, dass der Nahverkehr zur Alternative wird.

Keine übertriebenen Erwartungen wecken

Spannend wird deshalb, welche Schlüsse das Land aus den Ergebnissen der Umfrage zieht. Die Erwartung zu wecken, dass künftig jedes Dorf im Stundentakt angebunden wird, wäre falsch. Zwar entwickelt sich mit einem neuen Angebot in der Folge oft auch eine Nachfrage, aber selbst in dicht besiedelten Städten wie Jena brauchen neue Linien eine lange Anlaufzeit, um akzeptiert zu werden.

Gerade in Zeiten der Energie­einsparung ist es nicht sinnvoll, Busse leer durchs Land fahren zu lassen. Ein intelligentes Zubringer­system zu den Bus- und Bahn­linien könnte ein Lösungsansatz sein. Dazu gehört, dass an Bahnhöfen genügend kostenfreie Parkplätze bereitstehen. Oder Pendler-Stellplätze an der Autobahn das Bilden von Fahrgemeinschaften erleichtern.

Die Landbevölkerung kann damit zwar nicht ganz aufs eigene Auto verzichten, aber zumindest die selbst gefahrenen Strecken deutlich reduzieren.

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