Berlin. Die Demokratie lebt auch vom Streit. Doch inzwischen ist ein Punkt erreicht, der gefährlich wird – und Extremisten in die Hände spielt.

Man spürt es als politischer Mensch schon eine ganze Weile – aber Studien liefern es jetzt schwarz auf weiß: Das Vertrauen der Deutschen in die Demokratie bricht ein. Zu diesem Ergebnis kam nicht nur jüngst die Körber-Stiftung, sondern das ist jetzt auch das Ergebnis einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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In nur einem halben Jahr ging die Demokratiezufriedenheit der Bevölkerung von 52 auf 38 Prozent zurück. Das ist ein Alarmruf. Nicht nur für die Ampel-Regierung, sondern für alle demokratischen Kräfte, die Verantwortung für eine freie, soziale und gerechte Gesellschaft tragen.

Jörg Quoos ist Chefredakteur der FUNKE-Zentralredaktion in Berlin.
Jörg Quoos ist Chefredakteur der FUNKE-Zentralredaktion in Berlin. © Dirk Bruniecki

Dabei geht es hier nicht um die Frage, welche Partei ein paar Prozente in der Gunst zulegt oder verliert. Es geht um viel Wichtigeres: Es geht um das grundsätzliche Vertrauen in die Basis unseres Zusammenlebens. „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen“, stellte schon Winston Churchill fest. Das hat sich seit seinem Tod nicht geändert.

Mehr Politik für das Allgemeinwohl wagen

Die Demokratie ist eine einzigartige Errungenschaft – aber sie ist kein Selbstläufer. Man muss sie pflegen und auf sie aufpassen. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr gab es erstmals seit 2004 wieder mehr autokratische als demokratische Staaten auf der Welt.

Ja, Demokratie lebt auch von Streit. Aber offenbar ist mittlerweile ein Punkt erreicht, der gefährlich wird und den extreme Kräfte nutzen können. Höchste Zeit also, parteipolitische Partikularinteressen zurückzustellen und mehr Politik für das Allgemeinwohl zu wagen. Dieser erschreckende Trend des Vertrauensverlustes muss gestoppt werden. Denn unsere Demokratie sollte wirklich alternativlos sein.