Berlin. Die Ampel muss ärmeren Familien bei den Energiekosten helfen. Es darf nicht sein, dass ihnen wegen hoher Stromnachzahlungen der Ruin droht.

Es ist eine Rechnung, vor der viele Menschen in Deutschland schon jetzt zittern: Wenn demnächst die Nachzahlungsbescheide bei den Strom-, Gas- und Heizungskosten eintreffen, steht es schwarz auf weiß, welche finanziellen Folgen Inflation und Energiekrise auf den Geldbeutel haben. Es dürfte ein gehöriger Batzen sein, den die private Haushalte in diesem Jahr zusätzlich entrichten müssen.

Vor allem bei ärmeren Menschen haben diese Mehrkosten dramatische Auswirkungen. Bei ihnen wiegt die zusätzliche finanzielle Last am schwersten. Wer ein geringes Einkommen hat, könnte wegen der immens hohen Energiepreise sogar so sehr in Not kommen, dass Privatinsolvenz droht.

Davor warnen Schuldnerberatungen und Finanzexperten. Damit wären erneut diejenigen am stärksten betroffen, die bereits während zwei Jahren Pandemie wirtschaftlich am meisten gelitten haben. Das darf unsere soziale Marktwirtschaft auf keinen Fall zulassen.

Energiekosten: Ärmere Haushalte brauchen mehr Entlastung, Reiche dagegen nicht

Die Ampel-Regierung muss Wege finden, um zu verhindern, dass eine Stromnachzahlung Menschen die Existenz kostet. Es ist doch absurd, Milliardensummen für Entlastungspakete auszugeben, bei denen etwa auch Vermögende 300 Euro Energiekostenzulage bekommen, obwohl sie es gar nicht brauchen, während den Ärmeren der Ruin droht. Das ist nicht hinnehmbar.

Inflation und Energiekrise werden länger andauern und die Preise bleiben vorerst hoch. Die Politik sollte sich daher Gedanken machen, auf welchem Wege sie die wirtschaftlich Schwächsten sowie überschuldete Haushalte auf längere Sicht unterstützen und vor dem ökonomischen Absturz bewahren kann.

Warum sollte der Staat für diese Menschen keine Sonderzuschüsse, günstige Notdarlehen oder Schuldenstundungen organisieren? Warum keinen Hilfsfonds gegen Energiearmut? Krisen erfordern neue Ideen. Jetzt wäre es Zeit dafür.

Dieser Text erschien zunächst auf www.waz.de