Tel Aviv/Gaza. Israel tötet in einer Operation den Anführer des Islamischen Dschihad. Als Reaktion fliegen wieder Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel.

Zuspitzung der politischen Lage in Nahost: In einer gezielten Aktion haben Israels Sicherheitskräfte am Dienstagmorgen einen Anführer der militanten Palästinenserorganisation „Islamischer Dschihad“ getötet.

Als Reaktion darauf flogen unmittelbar danach aus dem Gazastreifen Dutzende Raketen auf israelisches Gebiet. Dort blieben zunächst Schulen und Büros vom Süden bis zur Mitte des Landes geschlossen. Auch die Grenzübergänge von Israel in den Gazastreifen blieben gesperrt.

Bei dem Getöteten handelt es sich um Baha Abu Al Ata. Er war der Anführer der Al-Kuds-Brigaden, die der bewaffnete Arm des Islamischen Dschihad im Gazastreifen sind. Auch seine Frau kam bei der Operation gegen 4.00 Uhr früh ums Leben. Dies teilte die israelische Armee noch in der Nacht mit.

Beteiligt gewesen an der Operation sei auch der israelische Inlandsgeheimdienst. Die militante Palästinenserorganisation bestätigte den Tod von Abu Al Ata. Trauernde Anhänger trugen am Dienstagvormittag den Leichnam durch die Straßen von Gaza-Stadt.

Gaza: Gezielte Tötungen sind rechtlich und ethisch umstritten

Gezielte Tötungen einzelner Personen sind juristisch und ethisch umstritten. Sie sind nach Ansicht von Kritikern illegal und verstoßen gegen Völkerrecht. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, man wolle nicht zu einer Politik der gezielten Tötung zurückkehren. Dies sei eine besondere Aktion gewesen, um „eine direkte Bedrohung“ Israels abzuwenden.

In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu Zwischenfällen an der Grenze zum Gazastreifen gekommen. Immer wieder waren Rakten auf israelischem Gebiet eingeschlagen.

Nach Angaben der israelischen Armee hatte Abu Al Ata Vorbereitungen für „unmittelbar bevorstehende“ Terroranschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten getroffen. Er habe Terroreinheiten trainiert, die nach Israel eindringen sollten.

Armee und Geheimdienst hätten in der Nacht die Chance gehabt, ihn zu töten. Bei dem Angriff aus der Luft sei nur auf das Stockwerk in dem Gebäude gezielt worden, in dem er sich aufgehalten habe. Medien berichteten, Abu Al Ata sei im Schlaf getötet worden.

Der Getötete soll für Angriffe auf Israel verantwortlich gewesen sein

„Abu Al Ata war verantwortlich für die meisten Aktivitäten des palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen und war eine tickende Zeitbombe“, teilte die Armee mit. „Er hat Terrorattacken angeführt und sich persönlich an ihnen beteiligt sowie an Versuchen, israelischen Zivilisten und Soldaten Leid zuzufügen durch Raketenbeschuss, Scharfschützenfeuer, das Senden von Drohnen und mehr.“

Konkret war der Anführer nach Angaben der israelischen Armee verantwortlich für den Beschuss Israels Anfang Mai, für den Raketenbeschuss am 1. November, bei dem ein Haus in der israelischen Stadt Sderot getroffen wurde, sowie für den Raketenbeschuss auf ein Musikfestival in Sderot Ende August.

In der Vergangenheit hatte Israel immer wieder gezielt militante Palästinenser getötet, darunter auch Führungsmitglieder der islamistischen im Gazastreifen herrschenden Hamas. Nach dem Gaza-Krieg 2014 hatte das Militär im Rahmen einer Waffenruhe diese Praxis jedoch weitgehend unterlassen.

(phn/dpa)