Die aktuelle Studie der Bundesnetzagentur stellt Internetanbietern ein bedenkliches Zeugnis aus – Tino Zippel kommentiert.

Manchmal überlege ich, ob wir auf hohem Niveau jammern. Vor 20 Jahren war es ein Wunderwerk der Technik, wenn sich das Modem nach endlosem Rattern ins Internet eingewählt hatte. Bilder zu senden, dauerte lange. Größere Datenmengen herunterzuladen, wurde zum Projekt über Nacht. Und immer saß einem die Zeit im Nacken, da in vielen Tarifen jede Minute zählte. Heutige Flatrates halten einem den Rücken frei. Dennoch sind wir enttäuscht, wenn es beim gleichzeitigen Nutzen mehrerer Mediatheken über einen Anschluss etwas ruckelt.

Eine schnelle Anbindung ist aber anders als damals unverzichtbar in der heutigen Zeit. Deshalb sind Kunden zu Recht enttäuscht, wenn sie nicht die versprochene Leistung ihres Internetanbieters erhalten. Der Vergleich zum Autokauf ist schnell gezogen. Wer ein Fahrzeug mit 115 Pferdestärken erwirbt, gibt sich auch nicht mit 60 PS zufrieden. Was nutzen einem vermeintlich riesige Übertragungsraten, wenn am Ende nur ein Bruchteil davon in der Leitung anliegt?

Besonders jetzt in der Corona-Krise zeigt sich, welche Anbieter nur versprechen und welche wirklich liefern. Die Belastung der Datennetze ist wegen der Heimarbeiter und vielen Jugendlichen mit Langeweile sehr hoch. Wer nun liefert, der hat in der Vergangenheit richtig in den Netzausbau investiert. Die schärfste Waffe für den Kunden bleibt, es im Zweifel mit einem anderen Anbieter zu versuchen. Doch das ist der Pferdefuß: Oft gibt es gar keine echte Alternative, weil der Zugangsweg derselbe ist oder die anderen Möglichkeiten Beschränkungen des Datenvolumens mit sich bringen.

Die Studie der Bundesnetzagentur legt nahe, dass einige Anbieter systematisch mehr versprechen, als sie halten können. Der Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Ralph Lenkert, mit Bußgeldern gegen diese Unternehmen durchzugreifen, könnte nachhaltig Wirkung zeigen. Sollen doch die Anbieter vorm Vertragsabschluss konkret mitteilen, welche Geschwindigkeit sie dem Haushalt im Schnitt zur Verfügung stellen können.