Berlin. Laut ukrainischen Angaben wächst der Druck auf den russischen Kommandeur der Streitkräfte. Die Rede ist gar von einer konkreten Frist.

Erst am vergangenen Freitag war Waleri Gerassimow zum obersten Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine ernannt worden und schon wächst der Druck auf ihn. Wie der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes Andrii Yusov gegenüber dem Fernsehsender "Freedom TV" und "24 Channel" sagte, habe Wladimir Putin Gerassimow angewiesen, den Donbass bis März einzunehmen.

Das ukrainische Nachrichtenportal "Ukrainiska Pravda" zitiert Yusov mit den Worten: "Ziel ist es, den Donbass einzunehmen und eine Art Sicherheitszone bis März einzurichten." Yusov glaube allerdings nicht an derartige Ultimaten und betonte, dass Russland seine Ziele seit Beginn der Invasion immer wieder geändert habe.

Der militärische Geheimdienst gehe derzeit davon aus, dass Russland sich auf einen langfristigen Krieg einstelle. Demnach halte Putin daran fest, die Ukraine als Nation zu zerstören.

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Waleri Gerassimow: So wurde er zum obersten Kommandeur der Streitkräfte

Gerassimow war zuvor russischer Generalstabschef. Seine Ernennung zum obersten Kommandeur der Streitkräfte kam überraschend. Insbesondere da Putin den Posten erst drei Monate zuvor neu besetzt hatte. Nach zahlreichen militärischen Rückschlägen gilt die Neubesetzung als Verzweiflungstat.

„So etwas hat es seit 1941 nicht mehr gegeben, als Marschall Georgi Schukow als Kommandeur an die Front geschickt wurde“, sagt ein Moskauer Verteidigungsexperte, der anonym bleiben möchte. „Nirgendwo auf der Welt kommandiert der Generalstabschef Armeen. Das ist eine andere Funktion: Er koordiniert, bereitet vor, plant. Ihm das Kommando über Feldtruppen zu übertragen, ist beispiellos. Das verstößt gegen alle bestehenden Regeln.“

Gerassimow mit Zugang zu Atomwaffencodes

Gerassimow ist der ranghöchste Vertreter des russischen Militärs nach Verteidigungsminister Sergej Schoigu und hat Zugang zu den Atomwaffencodes. Der 67-Jährige wirkt meist mürrisch, nur selten zeigt er ein Lächeln. Beobachter gehen davon aus, dass Gerassimow maßgeblich an der geheimen Planung des Einmarschs in der Ukraine beteiligt war.

Gerassimow trat sein Amt 2012 an und ist damit der dienstälteste Generalstabschef seit dem Ende der Sowjetunion. In seine Amtszeit fällt die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 und der ein Jahr später begonnene Einsatz im syrischen Bürgerkrieg auf der Seite von Machthaber Baschar al Assad. (dpa/lro)

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