Berlin. Die Netto-Renten sind 2022 so stark gestiegen wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch dürften sich viele Rentner weniger leisten können.

Die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland hatten im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld in der Tasche. Wie die Deutsche Rentenversicherung am Dienstag bestätigte, stiegen die Netto-Renten (also nach Abzügen) 2022 so stark wie seit Jahren nicht mehr. Weil die Lebenshaltung aber viel teurer geworden ist, können sich viele Ruheständler unterm Strich jetzt eher weniger als mehr leisten.

Den Angaben zufolge stieg die ausgezahlte Durchschnittsrente seit Juli um 63 Euro auf 1152 Euro pro Monat. Männer erhielten im Schnitt 1276 Euro, was einem Plus von 68 Euro entsprach. Frauen bekamen durchschnittlich 1060 Euro und damit 59 Euro mehr als zuvor.

Die durchschnittliche Netto-Witwenrente stieg von 512 auf 540 Euro, die Witwerrente von 374 auf 396 Euro. Diese Zahlen beziehen sich auf Frauen und Männer, die keine weitere Altersrente beziehen.

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Rente: Kräftige Rentensteigerung im Jahr 2022 sorgt für Netto-Plus

Die Statistik berücksichtigt sämtliche Rentenleistungen – also neben der Altersrente auch Erwerbsunfähigkeitsrenten und Witwenrenten. Der Hauptgrund für den starken Anstieg ist die kräftige Erhöhung der Renten zur Jahresmitte 2022: Ehedem stiegen die Altersbezüge im Westen um 5,35 Prozent und im Osten um 6,12 Prozent. Zudem machten sich die Einführung der Grundrente für Menschen mit sehr niedrigen Renten sowie Verbesserungen für Erwerbsunfähigkeitsrentner bemerkbar. Seit 2013 sind die ausgezahlten Durchschnittsrenten um mehr als ein Drittel gestiegen.

Ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung sagte auf Anfrage: „Die positive Entwicklung macht die Stärke der umlagefinanzierten Rentenversicherung auch in Krisenzeiten deutlich.“

Rente: Inflation lag über dem Renten-Plus

Das Plus bei den Netto-Renten muss allerdings ins Verhältnis gesetzt werden zum Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten. 2022 schossen die Verbraucherpreise um 7,9 Prozent in die Höhe. Besonders stark verteuerten sich Gas, Strom und Kraftstoff sowie Lebensmittel. Dies war eine Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Für das laufende Jahr rechnet die Bundesregierung mit einer Inflationsrate von sechs Prozent.

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Die Linksfraktion im Bundestag forderte am Dienstag eine außerordentliche Erhöhung der Altersbezüge um zehn Prozent. 2022 sei für Rentnerinnen und Rentner vielfach ein schwarzes Jahr gewesen, sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch unserer Redaktion. Er ergänzte: „Die Rentenerhöhung gleicht die Preise für Energie und Lebensmittel nicht im Ansatz aus. Gebot der Stunde wäre eine außerordentliche Rentenerhöhung von zehn Prozent, die den Wohlstandsverlust ausgleicht.“ Darüber hinaus müsse das Rentenniveau dauerhaft auf 53 Prozent angehoben werden. „Viele Rentnerinnen und Rentner brauchen dringend mehr Geld in der Tasche“, mahnte Bartsch.