Berlin. Russlands Verluste im Ukraine-Krieg sind enorm, die Reserven aber auch. Der führende Nato-General verrät, was kriegsentscheidend ist.

  • Die russischen Verluste im Ukraine-Krieg sind Nato-Angaben zufolge enorm
  • Dabei geht es um Tausende Tote – aber auch um Panzer und Waffen
  • Lesen Sie hier, wie hoch die schockierenden Zahlen sein sollen

Der Ukraine-Krieg erinnert viele Militärexperten an den ersten Weltkrieg. Ein Abnutzungskrieg. Eine Materialschlacht. Und: Eine grausig hohe Zahl von Opfern. Der Blutzoll ist enorm.

Das Ausmaß des Krieges sei "unglaublich", sagte der Nato-Oberbefehlshaber in Europa, General Christopher Cavoli, erst am Freitagabend beim traditionellen Matthiae-Mahl des Hamburger Senats. Wenn Cavolis Annahmen stimmen, dann sind die Zahlen zu Verlusten und Toten tatsächlich schockierend:

  • Russland habe bislang mehr als 2000 Kampfpanzer verloren.
  • Über 200.000 russische Soldaten und 1800 Offiziere seien gefallen oder verwundet worden.
  • Pro Tag verschieße die russische Armee im Schnitt über 23.000 Artilleriegeschosse.

Die entscheidende Frage ist, was die Ukraine dem russischen Dauerbeschuss entgegensetzen kann. Der Aggressor hat den Krieg geplant und riesige Mengen an Munition gehortet. Cavoli befürchtet denn auch, dass der Ukraine die Munition ausgeht. Er mahnte, wenn es für die Nato hart auf hart komme, müsse "harte Kraft" ein Argument sein. "Wenn der andere mit einem Panzer kommt, sollte man auch einen Panzer haben."

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Die ukrainischen Militärs feuern pro Tag nach amerikanischen Schätzungen deutlich weniger Geschosse als die Russen ab, nämlich etwa 4000 bis 7000. Ihnen droht ein Munitionsmangel. Das ist die perspektivisch vielleicht größte Sorge von Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Ukraine-Krieg: Präzision gegen Masse?

Das weiß man auch in der Europäischen Union. Nicht zufällig hatte die Brüsseler Kommission vorgeschlagen, die Mitgliedsstaaten bei der Beschaffung und Neuproduktion von Munition mit EU-Geldern zu unterstützen.

Einen Krieg gewinne der, der am schnellsten produzieren könne, sagte Cavoli. "Aus diesem Konflikt haben wir gelernt, dass die zivile Führung absolut essenziell ist." Eine Lehre aus dem Kalten Krieg sei auch, so der Nato-General, dass es auf die Präzision der Waffen ankomme.

Ukraine-Krieg: Die entscheidende Hilfe der USA

Das zeigte sich schon im Sommer 2022, nachdem die USA der Ukraine Himars-Systeme geliefert haben. Erst dann konnten die Ukrainer der zahlenmäßig überlegenen russischen Artillerie etwas entgegensetzen.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

In der Folge gelang ihren Soldaten eine ganze Reihe von präzisen Schlägen gegen russische Waffendepots. Den Truppen von Kremlchef Wladimir Putin blieb nichts anders übrig, als ihre Stützpunkte nach hinten zu verlegen – außerhalb der Reichweite der Himars-Raketenwerfer von 80 Kilometern.

Das könnte sich wiederholen. Denn für Anfang 2023 haben die USA die Lieferung von satellitengelenkten Bomben zugesichert. Mit ihnen würde sich die Reichweite der ukrainischen Waffen noch mal deutlich erhöhen. Und niemand weiß das besser als Cavoli.

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