Berlin. Im Ukraine-Krieg greift Russlands Präsident Wladimir Putin zu einer weiteren tödlichen Waffe. Der Welt droht eine schlimme Hungersnot.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert inzwischen fast ein Vierteljahr. Was nach dem Willen von Diktator Wladimir Putin ein Blitzkrieg werden sollte, hat sich seit Beginn der Invasion am 24. Februar zu einem opferreichen, schweren Kampf entwickelt. Ein Ende der Gewalt ist nicht absehbar. Russland wollte seinen kleineren Nachbarstaat in wenigen Tagen einnehmen und besiegen. Doch dieser Plan ist gescheitert.

Zugleich ist die Brutalität, mit der Russland gegen die ukrainische Zivilbevölkerung vorgeht, unbeschreiblich. Es häufen sich die Beweise, dass Moskau in seinem imperialen Wahn an vielen Orten in der Ukraine furchtbare Massaker verübt hat. Doch Raketen, Folter sowie willkürliche Tötungen auf offener Straße sind nur ein Teil des Waffenarsenals, mit dem Russland seine aggressiven Expansionspläne in der Ukraine verfolgt. Seit einiger Zeit greift der Kreml zu einer weiteren tödlichen Waffe: Hunger.

Die Ukraine ist eines der international wichtigsten Exportländer für Weizen und gilt als Kornkammer der Welt. Viele der ärmsten Länder rund um den Globus sind auf die Lieferungen von ukrainischem Getreide angewiesen, um die eigene Bevölkerung satt zu bekommen. In den Silos der Ukraine lagern derzeit riesige Mengen an Weizen, von dem das Überleben von Millionen Menschen abhängt. Weil aber Moskau ukrainische Häfen blockiert und Frachtschiffe am Auslaufen hindert, kommen 20 Millionen Tonnen Getreide in armen Ländern in Nordafrika und Asien nicht an.

Politik-Korrespondent Alessandro Peduto.
Politik-Korrespondent Alessandro Peduto. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Ukraine-Krieg: Schlimmste Ernährungskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg droht

Gleichzeitig werden Kornvorräte in der Ukraine vom russischen Militär gezielt zerstört oder, wie es Berichte nahelegen, gestohlen und als Beute abtransportiert. Russland – ein UN-Sicherheitsratsmitglied – verursacht damit eine weltweite Hungersnot.

Putin nimmt dies ohne Skrupel in Kauf. Er setzt Hunger als Waffe ein, um den Westen zu destabilisieren – etwa durch neue Fluchtbewegungen. Die Menschenverachtung des Kreml ist grenzenlos. Dem globalen Süden droht die schlimmste Ernährungskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.

Gewiss, auch hierzulande steigen die Preise für Lebensmittel, auch bei uns geraten Menschen in wirtschaftliche Not und müssen sich bei der Ernährung stark einschränken. In armen Ländern geht es jedoch um das blanke Überleben von ganzen Familien. Russland nimmt bewusst hin, dass in diesen Staaten vor allem die Schwächsten, nämlich meist Kinder und Frauen, an Unterernährung sterben. Damit werden auch sie zu Opfern von Putins Krieg. Lesen Sie auch: Aldi, Lidl und Co.: So sparen Sie Geld bei Essen und Trinken

Hungersnot spült Putin mehr Geld in die Kriegskasse

Dabei war die Nahrungsmittelversorgung in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Afghanistan, Äthiopien, dem Sudan, Syrien oder Nigeria schon vor dem Ukraine-Krieg extrem angespannt, die Preise für viele Menschen bislang schon kaum erschwinglich. Gründe dafür sind Dürren und Missernten aufgrund der Klimakrise, der Covid-19-Pandemie sowie regionaler Konflikte.

Mit Russlands Angriffskrieg auf sein Nachbarland hat sich die Lage nun dramatisch verschlimmert. Zu den Kriegsverbrechen, die Russland in der Ukraine mit Waffen verübt, kommen damit Kriegsverbrechen an verhungernden Zivilisten weltweit hinzu.

Besonders zynisch ist, dass mit der weltweiten Verknappung von Getreide die Kornpreise rasant gestiegen sind und ausgerechnet jenes Land davon profitiert, das neben der Ukraine ein weiterer wichtiger globaler Weizenexporteur ist: Russland. Die Hungersnot, die Putin verursacht, spült ihm damit zugleich Milliarden in die Kriegskasse. Es ist ein zivilisatorischer Tiefpunkt, für den der Kremlchef hoffentlich irgendwann zur Verantwortung gezogen wird. Auch mit Unterstützung Deutschlands.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.