Erfurt. Die neue Werkleitung steht schon fest. Wie es mit dem umstrittenen Generalintendanten weitergeht, ist noch längst nicht vollständig geklärt.

Der Generalintendant des Theaters Erfurt ist als Werkleiter abberufen worden. Der Stadtrat stimmte für diesen Schritt in einer nicht öffentlichen Sitzung am Mittwochabend, nachdem Vorwürfe mutmaßlicher sexueller Übergriffe sowie des Machtmissbrauchs am Theater bekannt geworden waren. Der bisherige stellvertretende Generalintendant Malte Wasem und eine bisherige Mitarbeiterin der Erfurter Stadtwerke sollen stattdessen die Werkleitung übernehmen, wie Kulturdezernent Tobias Knoblich nach der Sitzung sagte. Die zweite bisherige Werkleiterin, Verwaltungsdirektorin Angela Klepp-Pallas, hatte laut Stadt zuvor bereits einer Abberufung zugestimmt. Sie soll einen neuen Posten in der Stadtverwaltung erhalten.

Stadtrat verlangt Nachbesserung bei Aufhebungsvertrag

Der Stadtrat lehnte am Mittwochabend zudem einen Aufhebungsvertrag ab, den die Stadt zuvor mit dem Generalintendanten Guy Montavon verhandelt hatte. Stattdessen solle Montavon laut Stadtratsbeschluss zunächst freigestellt bleiben und ein weiterer Aufhebungsvertrag mit anderen Bedingungen verhandelt werden. Die Stadt hatte zuvor bereits erklärt, dass der Stadtrat der Vereinbarung mit Montavon zustimmen müsse. Dieser sah unter anderem vor, dass Montavon noch bis Ende der aktuellen Spielzeit seinen Posten als Generalintendant behält.

Bereits vor der Sitzung hatten mehrere Fraktionen deutlich gemacht, dass sie dem Vertrag nicht zustimmen würden. CDU, Linke, Grüne und Mehrwertstadt kritisierten unter anderem mangelnde Transparenz seitens der Stadt. Gefordert wurde auch eine konsequente Aufklärung aller Vorwürfe. Zudem gab es vor der Sitzung eine Demonstration für Solidarität mit Betroffenen von Sexismus und Machtmissbrauch am Theater Erfurt. Dazu hatte der Landesfrauenrat Thüringen aufgerufen.

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Hintergrund ist Bericht über mutmaßliche Verfehlungen

Die Stadt hatte Montavon und Klepp-Pallas vor mehr als einer Woche vorübergehend freigestellt. Begründet wurde dieser Schritt mit einem Untersuchungsbericht einer Berliner Rechtsanwaltskanzlei, den die Stadt nach Vorwürfen mutmaßlicher sexueller Übergriffe und Machtmissbrauchs am Erfurter Theater in Auftrag gegeben hatte. Der Bericht übte auch starke Kritik an den Leitungskräften des Theaters. Veröffentlicht hat die Stadt den Bericht bislang mit Verweis auf Datenschutz nicht.

Der Bericht stellte Rechts- und Regelverstöße fest, aber keine verfolgbaren Straftaten. Zwar habe es «unschöne und teils schwer nachvollziehbare Situationen» gegeben. Keiner der Verdachtsmomente sei jedoch so schwerwiegend, dass arbeitsrechtliche Schritte geboten seien, hieß es seitens der Stadt in einer früheren Mitteilung. Allerdings betonte die Kanzlei in ihrem Bericht laut Stadt auch, dass sie einen Neustart mit der bisherigen Werkleitung als nicht möglich ansehe.