Wandersleben. Werke des Dichters Menantes aus dem Kreis Gotha werden in Magdeburg aufgeführt. Wie ein Verein aus Wandersleben das ermöglicht.

  • Der Dichter Christian Friedrich Hunold alias Menantes aus dem Kreis Gotha wirkte in der Barockzeit.
  • Seine Werke wurden schon zu seinen Lebzeiten in Hamburg aufgeführt.
  • In diesem Jahr werden Stücke bei den Telemann-Festtagen in Magdeburg aufgeführt.

Die Mitglieder des Menantes-Förderkreises Wandersleben freut es sehr, dass anlässlich der diesjährigen Telemann-Festtage gleich zwei Werke zur Aufführung kommen, an deren Entstehung der Dichter Christian Friedrich Hunold alias Menantes mitgewirkt hat. Die Organisatoren der Telemann-Festtage stellen in diesem Jahr das freundschaftliche Zusammenwirken von Georg Philipp Telemann und Reinhard Keiser in den Mittelpunkt des Festivals. Der in Teuchern bei Weißenfels geborene Keiser wirkte viele Jahre als Komponist und Direktor der ersten bürgerlichen Oper in Hamburg.

Kurz nach 1700 begann der aus Wandersleben in Thüringen stammende Christian Friedrich Hunold in der Elbmetropole seine Karriere als galanter Dichter und legte sich das Pseudonym Menantes zu. Menantes schuf für Keiser als Librettist zahlreiche Texte für Opern und Kantaten sowie für das in die Musikgeschichte eingegangene „Oratorium Passionale“. Es wurde 1705 in Hamburg erstmals aufgeführt.

Die Musikwissenschaftlerin Christine Blanken entdeckte 2006 die lange Zeit verloren geglaubte Partitur in einer Fassung von 1729. Sie schreibt: „In einer Zeit größter Experimentierfreude machten Menantes und Keiser gerade um die zentrale biblische Geschichte keinen Bogen und übersetzen die junge italienische Modegattung ‚oratorio‘ ohne Umschweife ins Deutsche“. Es war so beliebt, dass es in Hamburg immer wieder aufgeführt wurde und 1719 sogar am Gothaer Hof aufgeführt wurde.

Menantes‘ Werke erleben Renaissance dank Wanderslebener Initiativen

Die Menantes-Freunde in Wandersleben erfuhren von dieser Wiederentdeckung und suchten kompetente Partner für eine Aufführung dieses bedeutsamen Werkes. Gemeinsam mit dem Deutschlandfunk und dem Festival „Güldener Herbst“ wurde das Projekt verwirklicht. Nach 281 Jahren konnte das „Oratorium Passionale“ mit dem damals nicht unüblichen Titel „Der blutige und sterbende Jesus“ am 2. Oktober 2010 in der St.-Petri-Kirche in Wandersleben erstmals wieder erklingen. Cantus und Capella Thuringia unter Leitung von Bernhard Klapprott begeisterten das Publikum.

Dieses „Oratorium Passionale“ erklingt am 9. März 2024 erneut im Rahmen der Telemann-Festtage um 15 Uhr in der Johanniskirche in Magdeburg. Das international renommierte Ensemble „Vox Luminis“ wird es zur Aufführung bringen.

Am 15. März wird zudem die Oper „Nebucadnezar“ am Theater Magdeburg aufgeführt, die ebenfalls von Keiser und Menantes stammt und 1704 an der Hamburger Oper uraufgeführt wurde. Die Menantes-Freunde aus Wandersleben werden sich auf den Weg machen und diese Aufführungen nicht verpassen. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Werke des Dichters Menantes in der heutigen Zeit wieder große Wertschätzung erlangen.

Der Gastautor Bernd Kramer ist Pfarrer des Kirchspiels Apfelstädt-Wandersleben.