Jena. Beim Basketball-Zweitligaduell von Science City Jena gegen Tübingen ruht für 40 Minuten die Verwandtschaft zwischen Julius und Enosch Wolf.

„Julius hat mal versucht, ein, zwei dumme Sprüche abzulassen, aber das lässt mich kalt.“ Der Schlagabtausch im Hause Wolf vor dem großen Duell ist eröffnet. Eigentlich kommen Julius und Enosch gut miteinander aus, stehen täglich in Kontakt. Aber am Sonnabend „sind wir für 40 Minuten keine Geschwister“, sagt der 26-Jährige Julius, der für Science City Jena spielt.

Und weil sein drei Jahre älterer Bruder Enosch als Korbjäger nicht minder begabt ist, für die Tigers Tübingen aufläuft, kommt es zum ersten Wolf-Brüder-Aufeinandertreffen seit dem Jahr 2014.

Julius war vor fünf Jahren wie heute in der 2. Bundesliga ProA für Jena aktiv, Enosch für Kirchheim am Ball. „Und der Sieger hieß zweimal Science City“, erinnert sich Julius. „Er hatte damals das Glück, dass er sich im besseren Team verstecken konnte“, erinnert sich Enosch, der die besseren individuellen Werte hatte. „Dass ich individuell besser bin, das steht natürlich außer Frage“, reibt er seinen Bruder dann auch gleich unter die Nase.

Aber Julius bleibt cool, verweist auf die Statistiken aus dieser Saison, in der er im Familien-Duell vorn liegt und gibt sich sogar gönnerhaft: „Enosch ist ein sehr dominanter Spieler in der zweiten Liga. Ihm gehört die zweite Liga.“ Dass er, obwohl der Jüngere von beiden, schon mehr Erstliga-Spiele bestritten hat und sich in Bälde auch dort wieder sieht, verschweigt er aber nicht.

Enosch Wolf
Enosch Wolf © imago

Basketball liegt der Familie übrigens im Blut. Vater Horst war Nationalspieler, Mutter Inken Junioren-Nationalspielerin und in der Bundesliga aktiv. Kein Wunder, dass die beiden Brüder sportlich so erfolgreich sind. Und kein Wunder, dass auch die 21-jährige Schwester Ronja auf Korbjagd geht. In Göttingen, wo die Wolf-Brüder mit ihrem Vater als Trainer mit dem Basketball begannen.

Die komplette Familie hat sich samt Anhang für das Spiel am Samstag in der Sparkassen-Arena angekündigt. Angefeuert werden beide. „Unsere Eltern drücken beiden die Daumen, da wird keiner favorisiert, wie sich das gehört“, sagt Enosch. Und Julius fügt an: „Das Gute für die Familie ist – mit einem können sie im Anschluss auf jeden Fall feiern.“ Damit die Neutralität der Verwandtschaft auch optisch gewahrt bleibt, gibt es sogar zehn von den Brüdern extra in Auftrag gegebene Wolf-Sondertrikots.

Wie sie aussehen, will Julius noch nicht verraten. Die Hälfte der Kosten übernehmen die Brüder, „den anderen Teil können sie selbst zahlen“, sagt Julius in Richtung Familie und hofft in puncto Autogramme-Sammeln auf pfleglichen Umgang mit den seltenen Kleidungsstücken, schließlich gebe es in Tübingen auch noch das Rückspiel.

Im Hinspiel wird sich auf dem Parkett jedenfalls nichts geschenkt. Julius will gegen den im Zentrum wachenden Enosch auch mal zum Korb ziehen und dunken. Enosch seinen Bruder, so oft es geht und es die Taktik des Trainers erlaubt, verteidigen. Eins steht für Julius und Enosch aber jetzt schon fest: „Danach ist gleich wieder alles ganz normal zwischen uns.“ Und ein ganz großer sportlicher Wunsch von beiden ist: Einmal in der Karriere mit dem Bruder im gleichen Team spielen.

Science City Jena – Tigers Tübingen, Sonnabend, 19 Uhr, Sparkassen-Arena