Essen. Die Experten im ZDF-Sportstudio machten beim Drama um den Dänen Eriksen vieles richtig. Dennoch fühlte sich vieles falsch an. Eine TV-Kritik.

Es ist eine große Kunst, gelegentlich eine wirkliche Herausforderung, nicht zu reden, wenn nichts zu sagen bleibt. Dieser Aufgabe sind vor allem die Beteiligten des ZDF, das im Rahmen der Fußball-EM die Partie Dänemark gegen Finnland übertrug, bei der der Däne Christian Eriksen auf dem Platz reanimiert werden musste, sehr gut gerecht geworden.

Die Fußball-Experten Per Mertesacker, Christoph Kramer, Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe und Moderator Jochen Breyer, deren Aufgabe es doch eigentlich ist, möglichst viel zu reden, hielten sich in den Momenten bangen Wartens, ob es gelingen kann, den Fußballspieler am Leben zu halten, zurück: Das empathische Quartett versuchte gar nicht erst, die offensichtliche Betroffenheit zu überspielen. In einer schwer erträglichen Situation entstand – soweit es möglich war – gerade wegen der von Mitgefühl getragenen Hilflosigkeit ein echter Moment, einer, an dem auch ZDF-Reporter Bela Réthy seinen Anteil hatte.

Verständliche Kritik an Berichterstattung

Dass dennoch von vielen Seiten Kritik laut wurde, etwa weil zu lange aus dem Stadion übertragen oder die Lücke im Programm mit dem „Bergdoktor“ überbrückt wurde, lässt sich mit der Situation selber erklären: Wer live vor dem Fernsehen dabei war, wird in den wenigen Minuten, die sich ewig anfühlten, mitgelitten, die Ungewissheit über Leben und Tod und damit die forschenden Blicke der Kameras als unerträglich empfunden haben. Viele werden hin- und hergerissen gewesen sein, mehr wissen und zugleich weniger sehen zu wollen. So konnte in diesem Moment alles nur falsch sein.