Berlin. Sowohl die Ausbildungsquote als auch die Anzahl der ausbildenden Betriebe gehen zurück. Das verschärft den Fachkräftemangel noch mehr.

Sowohl die Ausbildungsquote als auch die Zahl der ausbildenden Betriebe in Deutschland ist in den vergangenen acht Jahren kontinuierlich gesunken. Lag die Ausbildungsquote im Jahr 2014 noch bei 4,6 Prozent, ist sie bis ins Jahr 2022 auf 3,9 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um mehr als vier Millionen gestiegen (14 Prozent). Das hat eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl bei der Bundesagentur für Arbeit ergeben.

Am stärksten gesunken ist die Ausbildungsquote in den Wirtschaftszweigen „Beherbergung und Gastronomie“ (-2 Prozent) sowie „Forschung und Entwicklung“, „Erziehung und Unterricht“, „Einzelhandel und Tankstellen“ und „sonstige persönliche Dienstleistungen“ (jeweils -1,4 Prozent). Als einziger Wirtschaftszweig verzeichnete der Bereich „Medizinische Dienstleistung“ ein Zuwachs um 0,7 Prozent. Unter der Ausbildungsquote versteht man den Anteil der sich in Ausbildung befindlichen Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Ausbildung: Immer weniger Betriebe bieten Ausbildungsplatz an

Und auch der Anteil der ausbildenden Betriebe ist zwischen 2014 und 2022 zurückgegangen. Haben 2014 noch 18,9 Prozent aller Betriebe mindestens einem Auszubildenden einen Arbeitsplatz gegeben, waren es 2022 nur noch 17,3 Prozent. Am stärksten fiel der Rückgang in den Wirtschaftszweigen „Maschinen- und Automobilbau“ (-4,4 Prozent), „Forschung und Entwicklung“ (-4 Prozent) sowie „sonstige persönliche Dienstleistungen“ (-3,6 Prozent) aus.

Aber auch das „Metall- und Elektrogewerbe“ sowie der Bereich „Beherbergung und Gastronomie“ (jeweils -3 Prozent) ließ deutlich Federn. Insgesamt ist der Anteil der ausbildenden Betriebe in allen Wirtschaftszweigen gesunken – außer in den drei Zweigen „pflegerische Dienstleistung“ (1,8 Prozent), „Erziehung und Unterricht“ (1 Prozent) sowie „kollektive Dienstleistungen“ (0,7 Prozent).

Sowohl die Ausbildungsquote als auch der Anteil der ausbildenden Betriebe sind seit 2014 kontinuierlich zurückgegangen.
Sowohl die Ausbildungsquote als auch der Anteil der ausbildenden Betriebe sind seit 2014 kontinuierlich zurückgegangen. © dpa | Sebastian Gollnow

Ferschl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Leiterin des Arbeitskreises Arbeit, Soziales und Gesundheit bei den Linken, betonte, dass der Rückgang keineswegs nur auf die Corona-Krise zurückzuführen sei. Schließlich würde bereits seit 2014 nicht nur die Ausbildungsquote sinken, sondern auch die Zahl der ausbildenden Betriebe.

Weniger Auszubildende bedeuten steigenden Fachkräftemangel

„Das raubt nicht nur hunderttausenden Jugendlichen, die Jahr für Jahr keinen Ausbildungsplatz finden, die Zukunft, sondern gleichzeitig fehlen der Wirtschaft auch die Fachkräfte“, sagte Ferschl dieser Redaktion. Sie forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. „Die Bundesregierung muss endlich reagieren und Unternehmen in die Pflicht nehmen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.“

Neben eine Ausbildungsplatzgarantie mit Rechtsanspruch brauche es laut Ferschl auch „eine solidarische Umlagefinanzierung“. Soll heißen: Unternehmen, die nicht ausbilden, müssten dafür bezahlen. Zuletzt hatte sich die Bundesregierung auf neue Regeln für die Einwanderung von Fachkräften geeinigt. Der am vergangenen Mittwoch dazu vom Kabinett beschlossene Gesetzentwurf soll Deutschland für qualifizierte Arbeitskräfte attraktiver zu machen.

Neben verschiedenen Erleichterungen – etwa beim Familiennachzug und der Anerkennung von Berufsabschlüssen – enthält der Entwurf die Einführung einer sogenannten „Chancenkarte“ auf Basis eines Punktesystems. Zu den Kriterien, die bei der Errechnung der Punktzahl berücksichtigt werden, zählen zum Beispiel Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug.

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