Berlin. Der Gaspreis fällt seit einigen Wochen deutlich. Kommt jetzt endlich die Trendwende? Und was sind die Gründe für den Preisverfall?

  • Lange Zeit lagen die Gaspreise auf Rekordniveau: Doch nun sinken die Gaspreise wieder seit einigen Wochen
  • Dürfen Verbraucher nun hoffen? Zeichnet sich eine Trendwende an?
  • Erste Anbieter reagieren bereits

Was die Energiepolitik betrifft, befindet sich Deutschland seit Ende Februar 2022 im Ausnahmezustand. Damals hatte Russland die Ukraine angegriffen – und damit global für geopolitische Veränderungen gesorgt. Weil die Bundesrepublik bis zu Beginn des Ukraine-Kriegs einen großen Teil ihrer Energie, vor allem in Form von Gas und Öl, aus Russland bezog, schnellten die Preise in die Höhe. Doch beim Gaspreis zeichnet sich seit einigen Wochen eine gegenteilige Entwicklung ab: Der Preis pro Kilowattstunde (kWh) sinkt konstant. Kommt jetzt die lang ersehnte Trendwende?

Gaspreis sinkt deutlich: Kommt jetzt die Trendwende?

Nur noch knapp über 20 Cent: So viel müssen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, die einen neuen Gasvertrag abschließen, derzeit im Schnitt pro Kilowattstunde bezahlen. Damit erreicht der Gaspreis seinen niedrigsten Wert seit Monaten – ähnlich niedrig war er zuletzt Anfang Juli gewesen.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. So sind die deutschen Gasspeicher, die im Winter als Reserve dienen sollen, fast vollständig gefüllt. Das allein sendet ein positives Signal aus und beruhigt die Märkte. Gleichzeitig, so zitiert der "Spiegel" Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), hätten die klaren Signale der Bundesregierung, weitere Maßnahmen zu ergreifen, zum sinken des Gaspreises beigetragen. Allein die Ankündigung staatlicher Eingriffe habe laut dem Politiker zu dieser Entwicklung geführt.

Hinzu kommen die anhaltend hohen Temperaturen, die dafür sorgen, dass derzeit weniger geheizt wird als es für die Jahreszeit üblich wäre. Damit sinkt die Nachfrage und gemäß marktwirtschaftlicher Prinzipien auch der Preis.

Gaspreis im Großhandel eingebrochen: Nur noch 10 Cent pro kWh

Doch der Hauptgrund für die sinkenden Preise für Gaskundinnen und -kunden dürfte der enorme Preisverfall Großhandelspreise sein. Seit Beginn des Monats ist der Preis für europäische Gas auf dem Weltmarkt um rund 50 Prozent gefallen. Zuvor hatte er nach dem russischen Lieferstopp einen neuen Höchstwert erreicht. Der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas – der laut "finanzen.net" als Richtschnur für das europäische Preisniveau gilt – rutschte zeitweise sogar unter die Marke von 10 Cent pro kWh. Ist die Zeit explodierender Gaspreise damit vorbei?

Der Gaspreis ist zuletzt gesunken – kommt jetzt die Trendwende? (Symbolbild)
Der Gaspreis ist zuletzt gesunken – kommt jetzt die Trendwende? (Symbolbild)

Der Wirtschaftsminister dämpfte zuletzt entsprechende Hoffnungen. Die sinkenden Großhandelspreise würden sich erst "mittelfristig" auf die Endpreise auswirken, so Habeck. Im kommenden Jahr würden dagegen noch die hohen Großhandelspreise der vergangenen Monate den Gaspreis für Verbraucherinnen und Verbraucher beeinflussen.

Und auch ein Blick auf die Gaspreisentwicklung der vergangenen Monate zeigt, dass sinkende Großhandelspreise zwar grundsätzlich eine gute Nachricht, längst aber kein Grund zur Entwarnung sind. Denn bereits Ende Juni 2022 waren diese auf ein ähnlich niedriges Niveau gefallen – dann aber wieder sprungartig angestiegen.

Guten Nachrichten für Gaskunden: Erste Anbieter ziehen Preiserhöhungen zurück

Dennoch gibt es eine gute Nachricht, die zumindest einige Verbraucherinnen und Verbraucher betrifft: Erste Energiekonzerne, darunter "Gasag" und "E.ON", haben angesichts der positiven Entwicklung auf dem Energiemarkt angekündigt, bereits geplante Preiserhöhungen zurückzunehmen. Als Grund dafür führt etwa "E.ON" die von der Bundesregierung zurückgenommene Gasumlage sowie die Senkung der Mehrwertsteuer für Gas an.

Doch auch in diesem Fall gibt es ein großes "Aber". Denn: "Grundsätzlich müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher leider insgesamt auf steigende Energiepreise einstellen" heißt es laut "Nordkurier" in einem Schreiben, das "E.ON" an seine Kundinnen und Kunden verschickt hat.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de