Berlin. Geringe Bezahlung und lange Arbeitszeiten. Die Kritik von Mitarbeitenden ist groß. Gehen der Gastronomie bald die Beschäftigten aus?

Der Gastronomie droht eine zunehmende Abwanderung von Beschäftigten. Nur ein gutes Drittel der Mitarbeitenden kann sich vorstellen, noch lange in der Branche tätig zu sein. Dies hat eine aktuelle Umfrage unter 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) ergeben.

34 Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, länger in der Branche tätig zu sein, 29 Prozent wussten es noch nicht. Selbst unter den Auszubildenden möchten bereits 27 Prozent nicht weiter im Gastgewerbe arbeiten.

Als Hauptgründe für die Unzufriedenheit im Job werden die geringen Löhne, die fehlende Wertschätzung sowie die schlecht planbaren und sehr langen Arbeitszeiten genannt. Aber auch der Personalmangel in dem Gastgewerbe und die psychische und körperlichen Belastungen veranlassen immer mehr Beschäftigte, die Branche zu verlassen.

„Wenn der Großteil der Gastronomen und Hoteliers weiterhin so tut, als hätte der Fachkräftemangel in der Branche nichts mit ihnen zu tun, dreht sich die Abwärts-Spirale aus fehlender Wertschätzung, entgrenzten Arbeitszeiten und Beschäftigtenflucht immer weiter“, warnt der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler.

Gastronomie: Niedrige Löhne machen Mitarbeiter unzufrieden

Wichtig sei auch eine bessere Bezahlung: „3000 Euro pro Monat, das muss für Fachkräfte in Zukunft das Minimum sein.“ Das Gastgewerbe muss aus Sicht der Gewerkschaft „total umdenken“.

Viele Unternehmen halten sich nicht an die Tarife des Gastgewerbes. Dadurch kommen bei vielen Beschäftigten die Lohnsteigerungen gar nicht an, kritisiert der NGG-Chef. Nur 23 Prozent des Gastgewerbes zahle tarifgebunden.

12 Stunden-Schichten sind in der Gastronomie keine Seltenheit

Dies führte während der Corona-Zeit dazu, dass 27 Prozent der Befragten ihr Einkommen nicht gereicht habe, für 44 Prozent wurde es knapp, so die Umfrage. Damit mussten mehr als 70 Prozent der Befragten, die zumeist in langjährigen unbefristeten Vollzeitstellen tätig sind, massive finanzielle Einbußen hinnehmen. Männer und Frauen waren davon gleichermaßen betroffen.

Die Gewerkschaft NGG fordert zudem eine bessere Kontrolle über die Einhaltung der Arbeitszeiten. Zwölf- Stunden-Arbeitstage seien im Gastgewerbe keine Seltenheit. Allerdings würden diese nur selten sanktioniert, kritisiert Zeitler. „Häufig gehen Arbeitszeitverstöße mit Mindestlohnverstößen einher. Die Kontrollen müssen im Sinne der Beschäftigten intensiviert werden.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.