Berlin. Gehälter variieren in Deutschland stark nach Staatsangehörigkeiten. Warum Inder, Chinesen oder Amerikaner mehr verdienen als Deutsche.

Wie viel verdient eigentlich mein Kollege? Über Gehalt wird in Deutschland bislang selten offen gesprochen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat nun Daten der Bundesagentur für Arbeit von Ende 2021 ausgewertet und festgestellt: Gehälter variieren in Deutschland stark nach Staatsangehörigkeiten. Und das hat einen Grund.

Während sozialversicherungspflichtige Deutsche in einem Vollzeitjob durchschnittlich 3643 Euro verdienten, lag das mittlere Einkommen bei Indern bei 4974 Euro brutto. Der Median-Lohn Deutscher lag laut dieser Statistik insgesamt nur auf Platz elf. Auf die indischen Topverdiener hierzulande folgten Nordeuropäer mit durchschnittlich 4716 Euro, Österreicher (4709 Euro) und US-Amerikaner (4616 Euro). Insgesamt haben Ausländer 2728 Euro im Median verdient - also 915 Euro weniger im Vergleich zu Deutschen.

Warum Inder mehr verdienen als Deutsche

Das Zauberwort für ein höheres Gehalt lautet MINT. Hat man also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik studiert, steigen die Chancen auf einen höheren Lohn. Und die Zahlen zeigen: Die Beschäftigung in akademischen MINT-Berufen ist laut IW unter Deutschen von Ende 2012 bis Ende 2021 um 34 Prozent und unter Ausländerinnen und Ausländern um 154,9 Prozent gestiegen.

Besonders prägnant zeigt sich der Unterschied der verschiedenen Staatsangehörigkeiten und Gehälter im MINT-Tätigkeitsbereich in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen. Insgesamt arbeiteten Ende 2021 in dieser Altersgruppe in Deutschland knapp 7,1 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten.

Von den in Deutschland lebenden Indern arbeitete mehr als ein Drittel (34,2 Prozent) in akademischen MINT-Berufen. Sie verdienten hier 5477 Euro im Median - gegenüber 5045 Euro bei gleichaltrigen Indern, die nicht in diesem Berufszweig arbeiteten. Bei Chinesen betrug der Anteil in dieser Altersklasse 25,2 Prozent; sie verdienten im MINT-Bereich durchschnittlich 5007 Euro gegenüber den übrigen Berufen (4484 Euro). 22,7 Prozent der in Deutschland lebenden Brasilianer arbeiteten Ende 2021 im MINT-Bereich und verdienten dort 5810 Euro (übrige Berufe: 4522 Euro). US-Amerikaner arbeiten zu 14,0 Prozent in diesen Arbeitsgebieten, sie verdienten im Schnitt 5899 Euro (übrige Berufe: 4713 Euro).

Insgesamt ist laut IW unter Indern, Brasilianern und Chinesen die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in akademischen MINT-Berufen in den vergangenen Jahren besonders stark angestiegen. 7,1 Prozent der Deutschen zwischen 25- und 44 Jahren arbeiteten laut IW im akademischen MINT-Bereich. Sie verdienten hier im Schnitt 5333 Euro gegenüber zu 3617 Euro in anderen Tätigkeitsfeldern.

Bulgaren, Rumänen und Syrer verdienen besonders wenig

Im Durchschnitt besonders wenig verdienen Bulgaren (2164 Euro pro Monat), Rumänen (2262 Euro) und Syrer (2314 Euro) in Deutschland. Auch für die Region restliches Afrika (ohne Nordafrika mit 2878 Euro) liegt hier der Median-Lohn mit 2271 Euro auf ähnlichem Niveau. Der Grund: Mehr als die Hälfte dieser Staatsangehörigen sind in Helfertätigkeiten beschäftigt.

Der Autor der Studie, Axel Plünnecke, schreibt, dass die Bundesregierung sich seit 2012 um qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten mit Schwerpunkt auf akademische MINT-Berufe konzentriert habe. Diese Strategie sei besonders wichtig, da die Herausforderungen von Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung in den kommenden Jahren zu steigenden Engpässen in MINT-Berufen führen werde. Insgesamt ist seit Ende 2012 bis Ende 2021 die Zahl sozialversicherungspflichtiger Deutscher um 8,3 Prozent gestiegen, während die Beschäftigung unter ausländischen Personen im selben Zeitraum um 110,3 Prozent zugelegt hat.