Berlin. Die neue Eigentums- und Neubauförderung von Bauministerin Geywitz erhitzt die Gemüter. Vermieter schlagen Alarm. Aber es gibt auch Lob.

Die neue Eigentums- und Neubauförderung, die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) nach Informationen unserer Redaktion plant, erhitzt die Gemüter der betroffenen Wirtschaftsverbände. „Das Fiasko bei der Neubauförderung wird zur Normalität. Das ist eine Katastrophe für den bezahlbaren, sozialen und klimaschonenden Wohnungsbau“, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, unserer Redaktion.

Das Konzept sei keine Förderung, „sondern nur eine Absage der Regierung an die eigenen Wohnungsbau- und Klimaziele“. Gedaschko rechnet damit, dass sich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschärfen wird: „Die Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen werden künftig noch länger werden.“

Wohnungswirtschaft rechnet mit Verschärfung des Wohnraummangels

Zwar sei es richtig, Familien mit geringen Einkommen zu unterstützen. Aber es sei gefährlich für den sozialen Frieden, den Mietwohnungsbau bei der Förderung zu vernachlässigen, so Gedaschko. Der GdW-Präsident rechnet damit, dass sich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum weiter deutlich verschärfen werde. „Die Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen werden künftig noch länger werden“, sagte Gedaschko.

Leidtragende seien die Menschen mit geringen und mittleren Einkommen, die keine bezahlbare Wohnungen mehr fänden.

Bauministerin Geywitz will Familien stärker in den Blick nehmen

Bundesbauministerin Klara Geywitz plant nach Informationen unserer Redaktion ab April 2023 ein insgesamt ein Milliarden Euro schweres Eigentumsförder- und Neubauprogramm aufzulegen. 350 Millionen Euro sollen dabei an Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind und einem maximalen Haushalts-Bruttoeinkommen von 60.000 Euro fließen.

Weitere 650 Millionen Euro stehen Einzelpersonen, Vermietergruppen sowie kommunalen Trägern und Unternehmen etwa für Mehrgeschossgebäude oder auch Nichtwohngebäude bereit. Gefördert werden soll der Energieeffizienzhausstandard 40.

Kritik vom Eigentümerverband Haus und Grund

Kai H. Warnecke, Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund, bezeichnete gegenüber unserer Redaktion das Programm als „Sparprogramm für den Bundeshaushalt“. Der hohe Neubaustandard werde gerade für Geringverdienerhaushalte trotz des zinsverbilligten Kredits eine erhebliche Belastung sein, warnte er.

Der Fördertopf sei nur deshalb auskömmlich, weil die Förderstandards zu hoch seien. Insbesondere mit Blick auf die steigenden Energie- und Baupreise sei eine Förderung einfacher Gebäudestandards „mehr als geboten.“

Lob von der Bauwirtschaft und Gewerkschaft

Doch es gibt auch Lob für die Geywitz-Pläne. „Gut, dass sich Bauministerin Geywitz des Themas annimmt und gerade junge Familien unterstützt, in die eigenen vier Wände zu kommen“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), unserer Redaktion. Die geplanten 350 Millionen Euro Förderung können dabei „nur ein erster Schritt sein“, mahnte Pakleppa allerdings. Denn die Mehrkosten für den höheren energetischen Standard würden durch die Zinsverbilligungen nicht aufgefangen. In Summe zieht der ZDB-Chef dennoch ein positives Fazit: „Schon beim Baukindergeld hat sich aber gezeigt, dass neben verbilligten Zinsen ein Zuschuss sehr hilfreich sein kann, gerade für junge Familien.“

Begrüßt wurde der Vorschlag auch vom Bundesvorsitzenden der IG BAU, Robert Feiger: „Es ist richtig, der Nestbauer-Generation wieder eine Chance auf die eigenen vier Wände zu geben“, sagte Feiger unserer Redaktion. „Es ist notwendig, dass der Bauarbeiter sich von den Wohnungen, die er baut, auch wieder eine leisten kann“, führte Feiger aus. Zudem sei es gut, dass Geywitz eine soziale Brücke zum Wohneigentum baue. Lesen Sie hier: Baugewerkschaft fordert Verstaatlichung von Vonovia und LEG

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.