Berlin. Die Heizölpreise schwanken und können sich in kürzester Zeit ändern – können Verbraucher von einem Widerrufsrecht Gebrauch machen?

Das Jahr 2022 war von einem Auf und Ab der Heizölpreise geprägt. Am 15. Januar konnten die Verbraucher noch einen Liter Heizöl für unter einen Euro erwerben – ab Ende Februar sind die Heizölpreise dann steil nach oben geklettert. Die Spitze wurde nach Informationen von "esyoil" am 9. Februar erreicht – ein Liter kostete stolze 2,09 Euro – an keinem anderen Tag im Jahr 2022 mussten die Heizölkunden so viel Geld für einen Liter bezahlen. Mittlerweile hat sich die Situation am Energiemarkt wieder ein wenig beruhigt.

Heizölpreise schwanken stark: Die Bestellung widerrufen? Die Definition "Widerrufsfrist"

Stand 10. Januar 2023 bewegt sich der Preis für einen Liter Heizöl unter der 1,20er-Marke. Schon seit Anfang Januar zeichnet sich ein Abwärtstrend ab – die Heizölpreise sind im Tiefflug und auch der Gaspreis hat sich auf einem stabilen Niveau eingependelt. Nach wie vor ändern sich die Heizölpreise aber von Tag zu Tag, zum Teil sogar mehrfach von Minute auf Minute. Das wiederum macht die Bestellung für Verbraucher knifflig. Zwar gibt es Online-Tools zum Vergleich der Heizölpreise – diese können aber auch keine neuen Preise vorhersehen.

Es ist ein wenig wie an der Tankstelle: Man kann Glück haben oder eben zur falschen Zeit an der Zapfsäule stehen. Zwar gibt es auch Prognosen zum Heizölpreis – diese bilden aber meist nur einen Trend ab. Hier stellt sich aber eine andere Frage: Im Unterschied zu Kraftstoffen wird das Heizöl meist online bestellt – es ist somit ein sogenanntes "Fernabsatzgeschäft". Das bedeutet: Die Ware unterliegt einer Widerrufsfrist von 14 Tagen. In dieser Zeit kann man ein Produkt in der Regel ohne Angabe von Gründen zurückschicken.

Die Entwicklung der Heizölpreise 2022 auf einen Blick:

DatumHeizölpreise pro Liter
15. Januar 20220,87 Euro
15. Februar 20220,94 Euro
15. März 20221,69 Euro
15. April 20221,30 Euro
15. Mai 20221,30 Euro
15. Juni 20221,47 Euro
15. Juli 20221,52 Euro
15. August 20221,53 Euro
15. September 20221,52 Euro
15. Oktober 20221,68 Euro
15. November 20221,37 Euro
15. Dezember 20221,25 Euro

Heizöl kann online bestellt werden: Stornierung möglich? Widerruf im BGB klar geregelt

Gibt es dieses Widerrufsrecht auch bei der Heizölbestellung? Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat sich mit der Frage befasst. Und tatsächlich: Verbraucher konnten ihre Heizölbestellung widerrufen – die Betonung liegt aber auf "konnten". Denn mittlerweile ist das nicht mehr möglich. Der Hintergrund ist ein europäischer Gesetzgebungsprozess. Dieser hat 2021 dazu geführt, dass eine Entscheidung vom Bundesgerichtshof aus dem Jahr 2015 – die auch bei der Heizölbestellung einen Widerruf zulässt – keine Anwendung mehr findet.

Die Folge für Verbraucher: Seit der Umsetzung der EU-Gesetzgebung im Jahr 2021 besteht kein gesetzliches Widerrufsrecht mehr bei Heizölbestellungen in Fernabsatzgeschäften. Das bedeutet: Auch bei Online-Bestellungen ist man an den Kaufvertrag gebunden. Das ist auch im Bürgerlichen Gesetzbuch unter Paragraf 312g Absatz 2 Nummer 8 festgehalten. Das liest sich für Verbraucher erst einmal negativ – auf der anderen Seite können Heizölkunden von der Gesetzeslage aber auch profitieren.

Heizöl: Die Bestellung widerrufen ist eigentlich nicht möglich – es gibt eine Ausnahme

Denn im negativen Fall – wenn der Heizölpreis nach der Bestellung steigt – zahlen Betroffene trotzdem den vereinbarten Preis und der Lieferant muss zu den abgesprochenen Konditionen liefern. Von der Annahmepflicht gibt es nur wenige Ausnahmen. Berichten von "CHIP" zufolge kann die Heizöllieferung etwa bei Nichteinhalten der Lieferzeit verweigert werden. Ansonsten haben die Heizölkunden wenig Handlungsspielraum – gerade zum Höhepunkt der Energiekrise 2022 ist das für viele ein Nachteil gewesen.

Im Extremfall musste man die horrenden Heizölpreise zahlen. Die gute Nachricht ist: Von der Ampel-Koalition wurde ein Zuschuss für Heizöl und Pellets auf den Weg gebracht. Damit sollen Pellet- und Heizölkunden rückwirkend für den Zeitraum 1. Januar bis 1. Dezember 2022 entlastet werden – es gibt aber einen Haken. Viele Verbraucher könnten mit Blick auf den Zuschuss für Heizöl leer ausgehen und auf ihren Mehrkosten sitzen bleiben. Denn im Unterschied zu der Strom- und Gaspreisbremse ab März 2023 soll der Pellet- und Heizölzuschuss nur auf Antrag gewährt werden.

Zuschuss für Heizöl und Pellets: Viele Details noch unklar – Experte stellt Prognose auf

Hinzu kommt: Viele Details zum Zuschuss sind noch nicht ausgearbeitet. Unter anderem fehlen Referenzbeträge und auch der Zeitraum für die Auszahlung steht noch nicht fest. Die gute Nachricht ist die aktuelle Entwicklung der Heizölpreise in Deutschland. In einer Prognose der Heizölpreise für unsere Redaktion geht Marktexperte Oliver Klapschus von "HeizOel24" von tendenziell sinkenden Heizölpreisen im Jahr 2023 aus. In seiner Prognose nennt er einen Preis je Liter von 1,10 Euro als grobe Orientierung.