Berlin. Ab Mai kommt das Deutschland-Ticket für 49 Euro im Monat. Doch was gilt für Studierende, die ihr Semesterticket bereits bezahlt haben?

Beim 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer war alles noch recht simpel: Drei Monate konnte man für wenige Euro in ganz Deutschland Bus und Bahn fahren. Das galt auch für Studierende – ihr Semesterticket war deutschlandweit gültig. Mittlerweile ist klar, wie es mit dem ÖPNV weiter gehen soll: In weniger als zwei Monaten startet das Deutschland-Ticket, das 40 Euro teurer sein wird. Hinter dem Ticket stecken lange Verhandlungen von Bund und Ländern. Jedoch wurde eine Gruppe bei den vielen Überlegungen kaum beachtet: Studierende. Die fragen sich nun, was aus ihrem Semesterticket werden soll.

Semesterticket: So funktionierte es bisher

An vielen Universitäten läuft es mit dem Bus- und Bahn-Ticket normalerweise so: Studierende kaufen das Semesterticket verpflichtend – indem sie den Semesterbeitrag alle sechs Monate zahlen. Davon können sie sich lediglich in Ausnahmefällen befreien. Weil alle Studierenden das Abo zahlen, wird das Abo auch für alle günstiger ­– es gibt quasi einen Mengenrabatt beim Verkehrsbund.

Das Prinzip nennt sich Solidarmodell. Selbst wenn man als Student oder Studentin lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist und wenig Bahn fährt, sorgt man mit seinem Geldbeitrag dafür, dass Bus- und Bahnfahren für die Kommilitonen erschwinglich bleibt. Allerdings ist der Preis für das Semesterticket von Bundesland zu Bundesland und von Stadt zu Stadt unterschiedlich.

49-Euro-Ticket lässt sich nicht einfach koppeln

Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets haben die Universitäten den Studierenden die Differenz zwischen Semesterbeitrag und den neun Euro ausgezahlt. Das Semesterticket war während der Aktion landesweit in Bussen und Bahnen gültig. Aus diesem Grund könnten viele Studierende jetzt vielleicht denken, dass ihr bereits bezahltes Semesterticket auch wieder als deutschlandweites Ticket ab Mai eingesetzt werden kann. Es sieht bisher aber nicht danach aus.

Das Deutschland-Ticket ist mit 49 Euro im Monat teurer als das Semesterticket. Eine Rückzahlung wie beim Neun-Euro-Ticket gäbe es folglich so oder so nicht. Wie also können die Studierenden durch das ganze Land fahren? Es gibt theoretisch mehrere Möglichkeiten, was passieren könnte:

  • Alles bleibt, wie es ist. Die Studierenden die wollen, kaufen sich ein Deutschlandticket. Dadurch müssten sie doppelt zahlen.
  • Die Studierenden stocken die Differenz zwischen Semesterticket und Deutschlandticket auf. Um die 49 Euro im Monat kämen die Studierenden demnach nicht herum.
  • Es wird auf Basis des 49-Euro-Tickets ein neues Semesterticket nach dem Solidarprinzip verhandelt.
  • Das 49-Euro Ticket wird Studierenden günstiger angeboten.

Der erste Mai rückt näher und eine einheitliche Lösung gibt es für die rund 2,9 Millionen Studierenden bislang nicht. Auf die vielen Fragezeichen reagieren die Bundesländer mit unterschiedlichen Vorschlägen – oder mit noch gar keinen. Auf Nachfrage antworten zum Beispiel die Verkehrsministerien Hessen und Sachsen-Anhalt, dass die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern laufen und es derzeit keinen fertigen Beschluss gäbe.

Welche Bundesländer schon mit Lösungen vorpreschen

Bayern hat bereits etwas konkretere Pläne: Das Deutschland-Ticket soll für Studierende und Azubis 29 Euro kosten. Allerdings wird es erst zum Wintersemester 2023/2024 erhältlich sein. Auch in Niedersachsen, Thüringen und im Saarland denkt man über ein ähnliches Angebot nach. Im Saarland könnte es das Ticket bereits schon im Mai für 30,40 Euro geben. Wie es mit einer Kombination des Semesterticket aussieht, bleibt unklar. In anderen Bundesländern wie Hamburg plant man, dass Studierende ihr Semesterticket vorerst für circa 18,20 Euro zum bundesweiten Ticket aufstocken könnten.

Kritik am 49-Euro-Ticket vom Studierendenwerk

Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, kritisiert die Vorschläge gegenüber dieser Redaktion: „Wenn es zu einem Nebeneinander von verpflichtendem Semesterticket und Deutschlandticket kommt, dann sollte das Semesterticket schon aus Fairness-Gründen für Studierende deutlich günstiger sein als das Deutschlandticket, und sie müssen die Möglichkeit haben, ihr Semesterticket zum Deutschlandticket zu erweitern, am besten zu einem etwas rabattierten Preis.“

Studierende müssten laut Anbuhl in Zeiten von hohen Mieten ins Umland ziehen und seien zwingend auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Die 49 Euro würden das Budget der Studierenden sprengen.