Berlin. Schon bald sollen bis zu zwei Millionen Menschen Wohngeld-berechtigt sein. Sie haben damit Anspruch auf eine zusätzliche Finanzspritze.

Die Kosten für simple Alltags-Produkte, Kraftstoffe und Energie reißen in vielen Haushalten ein großes Loch ins Portemonnaie – eine Entwicklung in Deutschland, die sich auch in der Rekord-Inflation von über sieben Prozent widerspiegelt. Manche Ökonomen gehen sogar davon aus, dass der Wert 2022 sogar zweistellig werden könnte. Um die Verbraucher in der Energie- und Preiskrise zumindest etwas zu entlasten, hat die Ampel-Koalition in Berlin insgesamt drei Entlastungspakete auf den Weg gebracht, die an unterschiedlichen Stellen ansetzen.

Wohngeld: Wie es berechnet wird

Das dritte Entlastungspaket, welches SPD, Grüne und FDP am vergangenen Sonntag (4. September) nach langen Gesprächen vorgestellt haben, beinhaltet etwa die 300 Euro Energiepauschale für Rentner, eine Nachfolge-Lösung für das 9-Euro-Ticket oder auch mehr Kindergeld. Auf einige der vorgestellten Entlastungen hat die breite Masse in Deutschland einen Anspruch. Es gibt aber auch Maßnahmen wie Wohngeld und Heizkostenzuschuss, die bewusst für die finanziell schlechter gestellten Bürger gedacht sind und zum Teil erst beantragt werden müssen.

Das Wohngeld ist eine Sozialleistung in Deutschland, die Bürgerinnen und Bürger als Zuschuss zur Miete beziehen können. Und auch, wer in seinem selbst genutzten Wohneigentum lebt, kann die Finanzspritze beantragen. Wie hoch der Wohngeld-Zuschuss ausfällt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig und wird von der zuständigen Wohngeldbehörde individuell errechnet. Um monatlich ein Wohngeld beziehen zu können, muss man allerdings selbst aktiv werden. In die Berechnung selbst fließen folgende Faktoren mit ein:

Heizkostenzuschuss zusätzlich zum Wohngeld: Über 800 Euro pro Monat möglich

Wer vorab wissen möchte, ob er oder sie Wohngeld-berechtigt ist, kann den Wohngeld-Rechner vom Bundesministerium für Wohnen nutzen. Selbst wenn am Ende nur ein geringer Betrag errechnet wird, kann sich ein Antrag bei der zuständigen Behörde lohnen. Denn: Im dritten Entlastungspaket ist ein Heizkostenzuschuss für alle Wohngeld-berechtigten verankert. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch der monatliche Wohngeld-Betrag ist. Der zusätzliche Heizkostenzuschuss soll 2022 einmalig ausbezahlt werden und richtet sich nach der Anzahl der Personen im Haushalt:

Anzahl der PersonenHeizkostenzuschuss in EUR
Ein-Personen-Haushalt415
Zwei-Personen-Haushalt540
für jede weitere Person100

Ein Ehepaar mit drei Kinder kann somit einen monatlichen Heizkostenzuschuss von 840 Euro zusätzlich zum Wohngeld beziehen. Umgekehrt sollten Personen, die noch kein Wohngeld beziehen, ihren Anspruch prüfen lassen. Denn die Entlastungspläne der Ampel-Regierung sehen vor, dass der Kreis der Berechtigten von derzeit rund 640.000 auf etwa zwei Millionen Bürger ausgeweitet werden soll, berichtet mdr-Brisant in einem Online-Beitrag zum dritten Entlastungspaket. Möglich, dass somit auch die Wohngeld-Parameter – wie etwa das monatliche Gesamteinkommen – bald noch einmal an die aktuelle Lage angepasst werden.

Heizkostenzuschuss ab Januar 2023: Finanzspritze soll ins Wohngeld integriert werden

Mehrere Medien berichten zudem, dass die Ampel-Koalition vorhat, den Heizkostenzuschuss ab Januar 2023 dauerhaft in das Wohngeld zu integrieren. Konkrete Pläne dazu gibt es noch nicht. Fest steht aber, dass sich ein Wohngeld-Antrag ab sofort für mehr Bürger lohnen kann. Zumal absehbar ist, dass die Energie- und Preiskrise viele Verbraucher in Deutschland noch eine Weile beschäftigen wird. Auf andere Entlastungen hat das Wohngeld und der Heizkostenzuschuss übrigens keine Auswirkungen.

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Das bedeutet: Wer Wohngeld bezieht, bekommt trotzdem Energiepauschale und Co. – unabhängig davon sind auch die geplanten Kindergeld-Erhöhungen ab 2023. Viele Familien in Deutschland können somit schon ab 2022 von gleich mehreren finanziellen Entlastungen profitieren. In der Facebook-Community kommen die meisten der beschlossenen Entlastungsmaßnahmen übrigens gut an. "Danke, schon super und wenigstens etwas", textet eine Userin zum Heizkostenzuschuss. Es gibt aber auch Kritik – oft zu lesen ist, dass der untere Mittelstand zu wenig bei den Entlastungen bedacht wird.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.