Berlin. Die Länder sind zurecht sauer auf den Bund. Trotzdem sollten sie ein Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket nicht scheitern lassen.

Wer Vorwürfe aus Bayern an die Ampel-Koalition hört, sollte sich nicht nur in Erinnerung rufen, dass die CSU zum ersten Mal nach 16 Jahren keinen Vertreter im Kabinett hat, sondern auch, dass im Freistaat im kommenden Jahr gewählt wird. Beides muss einfließen in die Bewertung von Markus Söders Vorwurf, die Länder seien noch nie „so schlecht behandelt“ worden von einer Bundesregierung wie derzeit.

Doch selbst wenn man eine bayerische Schippe dramatischen Gestus abzieht, bleibt ein Beigeschmack in der Art, wie der Bund bei der Konstruktion des dritten Entlastungspakets mit den Ländern umgegangen ist. 65 Milliarden Entlastungen klingt wuchtig, doch schon bei der Verkündung war klar, dass an einigen Stellen Fragezeichen in der Rechnung auftauchen. Und an anderen hat man eben das Geld der Länder verplant, ohne zu fragen. Guter politischer Stil ist das nicht.

Theresa Martus, Politik-Korrespondentin.
Theresa Martus, Politik-Korrespondentin. © Reto Klar | Reto Klar

Nachfolge 9-Euro-Ticket: Nicht nur Söder ist sauer

Söder ist deshalb nicht der einzige Länderchef, der sauer ist, Kritik gibt es von Bremen bis Baden-Württemberg. Und es geht nicht nur ums Prinzip – mehrere Landespolitikerinnen und -politiker weisen auch daraufhin, dass es nur mit niedrigen Preisen nicht getan ist. Auch das Angebot muss stimmen.

Trotzdem sollten die Länder eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets nicht scheitern lassen. Das Ticket war ein Sommer ein kurzer Ausblick darauf, wie viel unkomplizierter Bahnfahren in Deutschland sein kann, und es wäre ein wichtiger Schritt sein in Richtung Verkehrswende. Die politische Gelegenheit, ein solches Großprojekt umzusetzen, kommt so schnell nicht wieder. Bund und Länder sollten deshalb über Parteigrenzen hinweg einen Weg finden, eine günstige Fortsetzung möglich zu machen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.