Augustdorf. Verteidigungsminister Pistorius nimmt die Leopard-Panzer unter die Lupe. Schon bald soll die erste Lieferung an die Ukraine erfolgen.

Der Weg der deutschen Hilfe für die Ukraine im Krieg gegen Russland lässt sich gut entlang einer alten Meldung beschreiben. Und anhand einer frischen Szene im Schlamm von Augustdorf, einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr bei Bielefeld. Die Meldung stammt von Ende Februar 2022, ein paar Tage nach Kriegsausbruch: Deutschland liefert 5000 Helme. Das löste mehr Spott als Respekt aus. Lesen Sie dazu den Kommentar: 5000 Helme gehen an die Ukraine – Eine Lachnummer

Ein knappes Jahr später liefert Deutschland mit das schwerste Kriegsgerät, das die Bundeswehr hat. Den Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6. 1500 PS kräftig, rund 70 km/h schnell, elf Meter lang, 60 Tonnen schwer, ausgestattet mit einem 120-Millimeter-Glattkanonenrohr, Reichweite der Geschosse: mehrere Kilometer. Allein das Kanonenrohr wiegt mehr als eine Tonne. Zwischen 500 und 700 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbraucht der Koloss.

Leopard-Panzer: Ende März will Deutschland sie liefern

Gerade rast der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius über das schlammige Gelände, die Motoren der Leopard-Panzer röhren. Pistorius guckt oben aus der Lucke, er trägt Kopfhörer gegen den Lärm. Später wird er sagen, dass seine Hände „klamm“ waren von der kalten Luft. Es ist genau dieser Panzer, in dem Pistorius jetzt sitzt, der bald gemeinsam mit anderen in der Ostukraine die erstarrte Front zum Vorteil der Ukraine in Bewegung bringen soll. Ende März will Deutschland die Leopards ausliefern.

14 Kampfpanzer gehen in die Ukraine, fünf weitere werden laut Pistorius als „Ersatz“ bereitgestellt, gehen aber noch nicht ins Kriegsgebiet. Alle Kriegsgeräte kommen vom hier ansässigen Panzerbataillon 203. Manche der Soldaten sind aktuell im Nato-Bündnis noch in Litauen eingesetzt. Auch zwei Bergepanzer will die Bundesregierung in die Ukraine mitschicken. Sie können kaputte Fahrzeuge von der Front abtransportieren.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius besuchte das Panzerbataillon 203 in Augustdorf.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius besuchte das Panzerbataillon 203 in Augustdorf. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Soldaten aus der Ukraine sollen in Munster ausgebildet werden

In Kürze werden Soldaten aus der Ukraine einige Wochen bei der Panzertruppenschule in Munster an den Leopards ausgebildet. „Nur rudimentär“, wie Hauptmann Martin Waltemathe von der Panzerbrigade 21 hervorhebt. Das System „Leopard“ sei schnell zu lernen, jedenfalls, wenn es voll einsatzfähig ist. Schwieriger wird es, wenn ein Teil der automatischen Zielerfassung ausfällt, etwa wenn der Panzer getroffen wurde. Noch komplizierter sei die Instandsetzung auf dem Schlachtfeld, sagt Waltemathe. Ein deutscher Soldat ist drei Jahre im Dienst, bevor er Panzerkommandant ist.

Dann fallen Schüsse auf dem Feld in Augustdorf, nur Trainingsmunition. Die Panzer rasen über das Feld des Übungsplatzes. Aus einem Lautsprecher erklärt ein Soldat, wie Zielfernrohr und Rundum-Teleskop funktionieren. Rauch steigt auf, Wolken wehen über die matschige Erde. Lesen Sie hier: Fünf Millionen Rubel Abschussprämie für einen Leopard-Panzer

Rund 70 Stundenkilometer kann ein Leopard 2 schnell fahren. 1500 PS treiben den Panzer an.
Rund 70 Stundenkilometer kann ein Leopard 2 schnell fahren. 1500 PS treiben den Panzer an. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Panzerbataillon hat nach der Lieferung kaum noch Panzer zur Übung

Der deutsche „Leopard“ gilt als einer der modernsten Kampfpanzer der Welt, obwohl schon etwa 60 Jahre auf dem Markt. Der Typ „2A6“ macht etwa die Hälfte der 320 Fahrzeuge aus, die aktuell im Bestand der Bundeswehr sind.

Es war ein langer politischer Weg bis auf den Truppenübungsplatz nach Augustdorf. Nun aber kommt das Gerät. Das Panzerbataillon 203 hat dann kaum noch Panzer zur Übung. Die Truppe muss schauen, wie sie weiter Offiziere am Leopard ausbildet. Nachschub an Material gibt es noch nicht. „Das braucht seine Zeit“, sagte Pistorius. Er hat sich schon nach zwei Wochen im Amt an die Abläufe in der Bundeswehr gewöhnt.

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