Berlin. Bei der Rente wird die private Altersvorsorge immer wichtiger. Wie lässt sie sich gegen die aktuell besonders hohe Inflation absichern?

Die Preise steigen auf breiter Front. Teure Energie und höhere Ausgaben für Butter, Wurst, Obst und Gemüse leeren die Haushaltskasse immer schneller. Diese Entwicklung mag vor allem dem Krieg und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie geschuldet sein. Doch sie hat eine unerfreuliche Langzeitwirkung: Die private Altersvorsorge verliert an Wert. Wie lässt sich trotz hoher Inflation die Kaufkraft der Privatrenten erhalten? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie wirkt sich die Inflation auf die private Rente aus?

Das lässt sich mit Rechenbeispielen leicht erklären. Angenommen, die garantierte private Zusatzrente aus einer Versicherung oder einem Riester-Vertrag beträgt bei einem Neurentner heute 250 Euro und die Inflationsrate bleibt auf dem aktuellen Niveau von rund sieben Prozent. Dann nimmt die Kaufkraft dieser monatlichen Zahlung mit den Jahren schnell ab.

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Nach fünf Jahren müsste der Rentner für dieselben Produkte und Leistungen 350 Euro aufbringen. Oder anders gerechnet: Die Kaufkraft von 250 Euro vom Anfang sinkt in fünf Jahren auf 178 Euro, in zehn Jahren auf 127 Euro.

Was können heute 65-Jährige dagegen unternehmen?

Gegen diesen Kaufkraftverlust können Verbraucher, die heute in den Ruhestand gehen, wenig tun. Bei Privatrenten besteht in der Regel ein Kapitalwahlrecht am Ende des Vertrags. So ist es möglich, sich das angesparte Vermögen auf einen Schlag auszahlen zu lassen und dafür eine besser verzinste Anlage zu suchen.

Bei Riester-Renten ist diese Möglichkeit begrenzt. Sparer dürfen maximal 30 Prozent des Vermögens herausziehen.

Ein großer Nachteil ist auch, dass der Betrag voll versteuert werden muss. Bei anderen Privatrenten hängt die Besteuerung vom Zeitpunkt des Abschlusses ab. Bei Verträgen, die vor 1995 geschlossen wurden, ist die Auszahlung steuerfrei.

Was raten Experten für die Anlage des Vermögens?

Bei der Kapitalauszahlung einer Lebens- oder Rentenversicherung stellt sich die schwierige Frage, wie dieses Geld zugleich sicher und gut verzinst angelegt werden kann. Hermann-Josef Tenhagen, Chef des Verbraucherportals Finanztip, empfiehlt jenen, die eine Zusatzrente nicht zur Deckung der wichtigsten Lebenshaltungskosten wie der Miete brauchen, zu einer Anlage in ETFs, also Aktien-Fonds. „Ich entnehme jedes Jahr vier Prozent aus dem Vermögen für die Aufstockung der Rente“, erläutert er.

Läuft es an der Börse länger schlecht, werde die Entnahme verringert, laufe es gut, kann es mehr sein. Ungeeignet ist diese Strategie, wenn die Zusatzeinkunft für Zahlungen wie die Miete benötigt wird und der Sparer deshalb auf Nummer sicher gehen muss. Wie ETFs funktionieren, wird auf Tenhagens Portal www.finanztip.de erläutert.

Welche Möglichkeiten haben Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen?

Arbeitnehmende, deren Ruhestand noch nicht ansteht, können noch anders reagieren. Die Beispielrechnung zeigt, dass sie statt 250 Euro eine Zusatzrente von 350 Euro bräuchten, um sich nach fünf Jahren Rente noch dasselbe kaufen zu können. Sie müssten dafür also monatlich deutlich mehr Geld zur Seite legen. Wie viel genau, hängt von der verbleibenden Zeit bis zum Rentenalter und der jeweiligen Geldanlage ab.

Grundsätzlich gilt, dass ein Ausgleich des zu erwartenden Kaufkraftverlustes leichterfällt, je weiter entfernt das Rentenalter noch ist.

Rente aufbessern mit über 50: Das ist die Alternative zu Aktien

Wer über 50 Jahre alt ist und sich nicht mit Aktien beschäftigen möchte, hat eine weitere gute Möglichkeit, das angesparte Vermögen halbwegs inflationssicher anzulegen. Ab diesem Alter können Arbeitnehmer freiwillige Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung zahlen.

„Das ist eine gute Idee“, sagt Tenhagen. Diese Regelung dient eigentlich dem Ausgleich für Rentenabschläge bei einem vorzeitigen Ruhestand. Doch wenn der Versicherte nicht früher in Rente geht, erhöht sich automatisch der Rentenanspruch.

Wie viel man dafür einzahlen muss, errechnet die Rentenversicherung individuell. Das Modell hat zwei Vorteile. Die zusätzlichen Einzahlungen können bis zu einem individuell unterschiedlichen Betrag von der Steuer abgesetzt werden. Und die gesetzlichen Renten steigen später regelmäßig und gleichen die Teuerung zumindest teilweise aus.

Welche Strategie eignet sich für Jüngere?

Auf lange Sicht sind Aktienanlagen die ertragreichste Methode, ein Vermögen für das Alter aufzubauen. Selbst bei zeitweilig starken Turbulenzen an den Börsen, wie sie auch derzeit zu beobachten sind, liefern Aktienfonds oder ETFs die besten Renditen.

Schon mit geringen Beträgen im Monat kommt langfristig ein ansehnlicher Betrag zusammen, der zumindest die Auswirkungen der Inflation ausgleichen sollte. Hinter Aktien stehen Sachwerte wie zum Beispiel Betriebsgrundstücke oder Maschinen, denen Inflation wenig anhaben kann.

Sollte man jetzt noch einen Riester- oder einen anderen Privatrentenvertrag abschließen?

Die Riester-Rente lohne sich nur wegen der Förderung, sagt Tenhagen. Vor allem wenn es diese auch für ein oder mehrere Kinder gibt. Ansonsten rät der Experte von privaten Rentenversicherungen in der aktuellen Situation ab.

SystemDie gesetzliche Rente funktioniert nach dem Äquvivalenz- und dem Solidarprinzip.
Renten-ArtenGrund-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrente
AusnahmenSelbstständige und Freiberufler sind in der Regel von der Versicherungspflicht befreit.
FinanzierungDie gesetzliche Rente in Deutschland ist grundsätzlich umlagenfinanziert.
ProblemeDie Unterfinanzierung resultiert hauptsächlich aus der zunehmend älter werdenden Bevölkerung in Deutschland.
Drei SäulenDie Altersvorsorge in Deutschland umfasst die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge.
UrsprungDie gesetzliche Rente wurde am 22. Juli 1889 unter Reichskanzler Otto von Bismarck offiziell eingeführt.