Berlin. In der Ukraine sind die Militärs überzeugt, dass Putin eine gewaltige Streitmacht aufstellt - bis zu 500.000 Rekruten einziehen lässt.

Suchen beide Seiten im Ukraine-Krieg die Entscheidung? Nachdem der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, in einem Interview Offensiven im Frühjahr angekündigt hat – im März am "heißesten" –, wird in Kiew zugleich eine russische Mobilmachung befürchtet.

Es wäre bereits die zweite nach Ausbruch des bald einjährigen Krieges. Ein Vertreter des Geheimdienstes wurde gegenüber "t-online" konkret. Er nannte Datum und Größenordnung. In der Ukraine sind sie überzeugt, dass Kremlchef Wladimir Putin am 15. Januar dazu aufrufen wird, weitere 500.000 Russen für den Militärdienst einzuziehen. Erst im Herbst waren 300.000 Rekruten zum Kriegseinsatz abkommandiert worden.

Die Spekulationen erklären vielleicht auch, warum Frankreich, die USA und Deutschland erstmals bereit sind, der Ukraine mit Schützenpanzern zu helfen. Einige Beobachter halten es auch für möglich, dass Putin 2023 einlenken und seine Bereitschaft zu Verhandlungen erklären könnte; zumindest, wenn eine neuerliche Mobilisierung keinen Erfolg bringen sollte. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Darum könnte Wladimir Putin 2023 einlenken

Ukraine-Krieg: Putin braucht dringend mehr Soldaten

Zu Silvester hatte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow schon mal darüber spekuliert, dass Russland im Januar die Grenzen für Männer schließen würde, um eine Fluchtwelle zu vermeiden. Das könnte Sie auch interessieren: 100.000 IT-Experten kehren Putins Russland den Rücken

Ob die dramatischen Warnungen der Ukraine berechtigt, bloß eine Dauersorge sind oder den Westen zu weiteren Militärhilfen bewegen sollen, ist unklar. Zuletzt wurden jedenfalls immer mehr Schreiben bekannt, die russische Bürger erhalten haben sollen: Vorladungen zur Einberufung kursieren im Internet. Möglich ist, dass es gar keiner neuen Mobilmachung bedarf, sondern die letzte im Herbst einfach fortgesetzt wird und Kreise zieht.

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Es besteht kein Zweifel darüber, dass Russland neue Soldaten braucht. Kurz vor Weihnachten hatte Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärt, es sei notwendig, die Personalstärke der Armee von 1,15 auf 1,5 Millionen Menschen zu erhöhen. Das würde einen riesigen Kraftakt voraussetzen, dass gleichzeitig viele Vertragssoldaten ihre Entlassung fordern.

Ukraine-Krieg: Putin kann auf 1,5 Millionen Reservisten zählen

Der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj geht davon aus, dass Russland eine neue Armee aufstellt, die größer als beim Einmarsch ist. Er nimmt an, dass eine Streitmacht mit 200.000 Soldaten tief im russischen Hinterland Gestalt annimmt. Auch wies er darauf hin, dass der Kreml außerdem auf bis zu 1,5 Millionen Reservisten zurückgreifen kann.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Er sagte dem "Economist": "Wir müssen uns auf den neuen Krieg vorbereiten, der im Februar, bestenfalls im März und schlimmstenfalls Ende Januar beginnen kann." Saluschnyj: "Sie werden kämpfen. Der Zar sagt ihnen, sie sollen in den Krieg ziehen, und sie ziehen in den Krieg."

Den Hauptstoß der kommenden Offensive erwartet er nicht etwa im Donbass, sondern befürchtet ihn für Kiew. Er habe keinen Zweifel daran, "dass sie es in Kiew noch einmal versuchen werden." Saluschnyj fügte freilich hinzu, "ich weiß, dass ich diesen Feind besiegen kann. Aber ich brauche Ressourcen. Ich brauche 300 Kampfpanzer, 600 bis 700 Schützenpanzer, 500 Haubitzen."

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