Berlin. Der ukrainische Präsident Selenskyj tritt seine erste Auslandsreise seit Beginn des Krieges an. Aus diesem Grund reist er in die USA.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird an diesem Mittwoch in der US-Hauptstadt Washington erwartet. Dies ist seine erste Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs. Für sein Treffen mit US-Präsident Joe Biden gibt es einen guten Grund.

Die US-Regierung will der Ukraine das Patriot-Flugabwehrsystem zur Verteidigung gegen russische Luftangriffe liefern. US-Präsident Biden werde dies während des Besuchs des ukrainischen Präsidenten in Washington offiziell ankündigen, hieß es am frühen Mittwochmorgen aus dem Weißen Haus.

Luftverteidigungssystem erschwert Russlands Raketenagriffe

Das Luftverteidigungssystem Patriot kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen oder Raketen auch in größerer Entfernung abwehren. Es würde Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine erschweren. Mit besseren westlichen Waffen wird die Ukraine immer mehr zur "No-Fly-Zone" für russisches Fluggerät und auch Raketen und Drohnen werden besser abgefangen.

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Am Vortag hatte Selenskyj nach seinem Besuch in der "Festung Bachmut" an vorderster Front im Osten der Ukraine den Willen zur vollständigen Befreiung aller russisch besetzten Gebiete bekräftigt. In Moskau wiederum wies der russische Präsident Wladimir Putin die Sicherheitskräfte an, den Schutz der Bevölkerung in den "neuen Gebieten" der Russischen Föderation zu verstärken.

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Selenskyj hat Ukraine seit Kriegsbeginn nicht verlassen

Selenskyj soll neben dem Treffen mit Biden heute auch persönlich vor dem US-Kongress sprechen. Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne – etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau – ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten.

"Wir werden alles Mögliche und Unmögliche, Erwartete und Unerwartete tun, damit unsere Helden alles haben, was sie brauchen, um zu gewinnen", sagte Selenskyj noch am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die Truppen sollten das erreichen, was "alle Ukrainer erwarten".

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Selenskyj: Russland habe Gebiete völkerrechtswidrig annektiert

Selenskyj listete die zu befreienden Gebiete auf. "Das ist unsere Region Luhansk, das ist unser Süden der Ukraine, das ist unsere Krim", sagte er. "Die Ukraine wird dem Feind nichts Eigenes überlassen." Russland hat die Gebiete völkerrechtswidrig annektiert und betrachtet sie nun als festen Bestandteil seines Staatsgebietes.

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Bei seinem Besuch im Osten des Landes habe er auf dem Weg nach Bachmut viele schwer beschädigte und zerstörte Dörfer gesehen, die erst vor kurzem von ukrainischen Truppen befreit worden seien. "Schauen sie sich Russlands Offensive an, was es übrig lässt, wenn es irgendwo seine Flagge hinpflanzt", sagte Selenskyj. "Verbrannte Erde, zerstörtes Leben... Schmerzen, Ruinen und Gräber – das ist der sogenannte Russische Friede."

Putin erörtert Lage in besetzten Gebieten Donezk und Luhansk

Putin besprach am Dienstag in Moskau mit den von ihm eingesetzten Besatzungschefs der ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk die aktuelle Lage an der Front. Wie schon tags zuvor hob Putin die extrem schwierige Lage in den beiden Regionen hervor, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.

In der Unterredung mit dem Donezker Besatzungschef Denis Puschilin und dessen Luhansker Kollegen Leonid Paschetschin wollte sich Putin zunächst mit "lebenswichtigen Fragen" der Versorgung der Zivilbevölkerung in den beiden besetzten Gebieten mit Wasser, Heizung und Gesundheitsdiensten befassen, hieß es. "Erst danach werden wir zu Fragen der Sicherheit übergehen." (rs/dpa)