Berlin. Im letzten Moment wurden Streiks bei der Deutschen Post wohl verhindert. Der Abschluss ist ein Signal an Bahn und öffentlichen Dienst.

Auf den letzten Drücker habe die Tarifparteien bei der Post einen Kompromiss gestrickt. Das Ergebnis setzt eine Duftmarke für andere schwelende Konflikte. Und es könnte den Weg für die noch laufenden Tarifrunden bei der Bahn und im öffentlichen Dienst weisen. Greifen die Tarifparteien den Kompromiss auf, wird der Streikfrühling ausbleiben. Zumindest die Hoffnung darauf besteht.

Der Abschluss bei der Post ist bemerkenswert. Er liegt, nachdem was bisher bekannt ist, zwar deutlich unter den 15 Prozent Lohnplus, das die Gewerkschaft durchsetzen wollte. Doch der vergleichsweise hohe Mindestbetrag von 340 Euro für jeden monatlich hilft den vielen nicht gerade üppig entlohnten Postlern spürbar, um mit der Inflation zurecht zu kommen. Es profitieren die am meisten von der Vereinbarung, die es am nötigsten haben.

Tarifabschluss bei Post könnte zum Vorbild werden

Das könnte zum Vorbild für andere werden. Sowohl bei der Bahn als auch im öffentlichen Dienst verlangen die Gewerkschaften hohe Mindestbeträge von 650 und 500 Euro. Auch hier steht ein Fortschritt für die unteren Lohngruppen im Vordergrund. Es wird sich nun zeigen, ob die Arbeitgeber das Vorbild aufgreifen und entsprechende Angebote formulieren.

Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent
Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent © ZRB

In dieser Woche will die Deutsche Bahn ein erstes Angebot auf den Tisch legen. In 14 Tagen starten die entscheidenden Gespräche im öffentlichen Dienst. Es scheint völlig offen, ob der Postabschluss abfärbt und ein heißer Frühling abgewendet wird. Noch ist die Bereitschaft zu deutlichen Konzessionen der Arbeitgeber nicht erkennbar. Angeblich will Verdi zusammen mit der Bahngewerkschaft am 27. März mit einem Warnstreik das Land lahmlegen. Das wäre ein Vorgeschmack auf die Folgen eines Scheiterns auf der Suche nach einem vernünftigen Kompromiss.