Frank Quilitzsch über eine verzögerte Heimreise von Rhodos.

Wir waren pünktlich. Der Flughafen leuchtete wie ein Lampenpalast, doch niemand war da. Alle Flüge waren gecancelt.

„Oh“, rief unser Taxifahrer, „der Streik ist schon im Gange!“

Offiziell sollte der erst um acht beginnen. Unsere Maschine würden sie, da zwei Stunden davor startend, noch abfertigen, war sich Gianis sicher gewesen.

Nun saßen wir am Ende des Urlaubs fest. Er würde uns, sagte Gianis, der nur nebenbei als Taxifahrer arbeitet, ja gern bei sich aufnehmen, doch er habe viele Töchter, da sei es ein bisschen eng. Außerdem sei gerade Olivenernte.

Er fuhr uns nach Rhodos-City. Drei Hotels, die wir ansteuerten, waren geschlossen. Im vierten war der Barkeeper noch wach, und wir checkten ein. Den ganzen nächsten Vormittag versuchte ich, unsere Airline zu kontaktieren. Vergeblich. Ich ging schwimmen.

Während ich im warmen Meer schwamm, formulierte ich im Kopf die erste Email: „Liebe Kollegen, bitte wartet nicht auf mich. Das griechische Flughafenpersonal streikt.“

Am Nachmittag erkundeten wir die Altstadt. Sie war wunderschön. Bei einem doppelten Ouzo setzte ich die nächste Mail ab: „Liebe Kollegen, jetzt streiken auch die Busfahrer.“

Ich rief Gianis an und fragte, ob er Hilfe bei der Olivenernte brauche. Er holte uns mit seinem Taxi.

„Liebe Kollegen“, schrieb ich noch am selben Abend, „wir haben immer noch keinen Rückflug. Bitte habt Geduld.“

Wir halfen Gianis bei der Ernte, und nachts rückten wir ein wenig zusammen.

Ich öffnete mein iPad und schrieb: „Liebe Kollegen, es wird wohl noch dauern. Unsere Airline streikt jetzt auch.“

Die griechische Sonne knallte, aber wir sangen bei der Arbeit. Gianis reichte die Ouzo-Flasche herum. Noch 140 Ölbäume!

„Liebe Kollegen“, schrieb ich, „wir haben endlich einen Rückflug, doch seit einer Stunde sind die Taxifahrer im Ausstand...“

Nun, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Diese Kolumne schreibe ich im Flieger. Wir nähern uns dem Flughafen Erfurt-Weimar, und ich hege die leise Hoffnung: dass auch dort gestreikt wird und wir umkehren müssen.