Frank Quilitzsch war nach langer Zeit wieder auf Skiern unterwegs.

So wackelig fühlte ich mich lange nicht. Ich habe mir in einem Thüringer Wintersportort ein Paar Langlauf-Skier ausgeliehen, schiebe vorsichtig einen Fuß vor den andern und hole die Hüfte nach. Rechts-links, rechts-links… He, Alter, was ist los mit dir?

Nach einer Weile schaffe ich es, die Spur zu halten, und stoße mich kräftiger ab. Leicht wippend gleite ich vorwärts.

Na bitte, geht doch!

Da tritt mir plötzlich der Schweiß auf die Stirn. Vor mir eine kurze Abfahrt mit scharfer Linkskurve. Als Kind hätte ich sie mit geschlossenen Augen gemeistert. Jetzt spüre ich meine weichen Knie und scheue wie ein Brauereipferd, das einen Bach durchqueren soll.

Wasser, pflegte mein Großvater zu sagen, hat keine Balken.

Schnee, denke ich, auch nicht.

Großvater hatte Angst vor Gewässern, denn er hatte nie schwimmen gelernt. Ich aber stand schon als kleiner Junge auf gewachsten Brettern und bin mit meinem Bruder die Moskauer Leninberge hinunter gesaust. Im Babelsberger Park hatten wir uns später eine Mini-Schanze gebaut und hopsten anderthalb Meter durch die Luft.

Das ist 56 Jahre her.

Schwimmen verlernt man nicht. Und Skifahren?

Zwei Mädels gleiten an mir vorbei. Ich höre ihr Lachen noch, da sind sie bereits um die Ecke verschwunden.

Ich darf hier nicht anfrieren. Großvater, steh‘ mir bei, flüstere ich und stoße mich ab.

Hui! Ich bin doppelt so schnell wie früher, was wohl am Gewicht liegt, aber nicht halb so geschmeidig. Vor allem weiß ich nicht, wie man bei dieser Geschwindigkeit in der Loipe um die Kurve kommt. Als ich den linken Fuß anhebe, um auszuscheren, wirft es mich um.

Ich bin im Leben oft auf dem Steiß gelandet, aber nie so, dass ich kaum noch sitzen konnte. Ein Kissen hilft mir jetzt, am Computer eine gute Figur zu machen.

Wenigstens habe ich was zu schreiben.