Ilversgehofen. ...

Statt auf Schminke setzt sie auf Charme. Den schönen Schein, den braucht sie nicht. „Frau Korte“ fasziniert auch so.

Vor fünf Monaten eröffnete der Club mit dem wunderlichen Namen im Nordbahnhof. Zwei, drei Fußminuten vom Ilversgehofener Platz entfernt, lockt „Frau Korte“ seitdem junge und jung gebliebene Party- und Konzertgänger ins frei stehende Gebäude neben dem Bahngleis. Am heutigen Samstag stehen ab 21 Uhr die bayerischen Hip-Hopper von „Main Concept“ auf der Bühne. Auch der Kölner DJ Twit One schaute schon am Nordbahnhof vorbei und sorgte ebenso für Stimmung wie White Wine, Tarentatec oder die britische Sängerin Scout Niblett. Alle auf ihre ganz eigene Weise. Autorin Stefanie Sargnagel aus Wien bewies, dass „Frau Korte“ nicht nur für Musik zu begeistern ist. Die Berliner Indiepop-Gruppe „Fenster“ zeigte Kurzfilme vor ihrem Auftritt.

„Techno, Hip-Hop und Noise-Rock sind hier ebenso möglich wie Workshops und Lesungen. Die Herausforderung besteht darin, das Programm interessant zu gestalten“, sagt Hannes ­Nowak vom Nordbahnhof-Verein.

Dieser wurde Ende 2013 gegründet – mit dem Ziel, den Nordbahnhof als Ort für experimentelle und vielfältige Veranstaltungen herzurichten und ihm Leben einzuhauchen. Mittels Crowdfunding (viele Menschen geben Geld für ein Projekt, meist nach Aufrufen im Internet) kamen mehr als 8000 Euro zusammen, die vor allem in den Innenausbau des damals renovierungsbedürftigen Gebäudes flossen.

Mit der Eröffnung im November 2015 erfüllte sich für den Musikexperten und Schallplattenliebhaber Joshi Korte ein lang gehegter Wunsch. Schon vor dem Umzug seines Woodstock-Ladens aus der Michaelisstraße in den Nordbahnhof träumte er von einem Club; einem Raum für Subkultur, Begegnungen, Musikgenuss . Fünfzehn Mitglieder zählt der Verein inzwischen. Gern könnten es mehr sein. Wer Lust hat, Konzerte auf die Beine zu stellen, an Einlass und Bar auszuhelfen und „Frau Kortes“ Zukunft mit zu gestalten, ist willkommen.

Der Start ist geglückt. Bereits am ersten Abend hieß es: ausverkauft. An manchen Tagen kommen 30 Gäste, an anderen sind es mehr als 100. Derzeit wird überlegt, ein Café einzurichten, das auch tagsüber geöffnet haben könnte. Auch ein Biergarten schwebt den Vereinsmitgliedern vor.

Die Entwicklungen der eta­blierten Kulturszene der Stadt beobachten sie kritisch. „Die Innenstadt wird nicht mehr das Zentrum des Nachtlebens bleiben“, vermutet Sebastian Stengel. „Doch im Norden ist mit Saline 34, AJZ, Klanggerüst, Ilvers und ‚Frau Korte‘ immer mehr los.“

In Altstadtnähe gebe es zum Glück noch die „Mehlhose“. Und auch mit „Kalif Storch“, „Strandgut“ und „WirGarten“ seien junge, kreative Projekte gestartet.

„Der Nordbahnhof liegt zwar etwas abseits, ist aber eigentlich gut zu erreichen“, sagt Hannes Nowak. Bus Nummer 9 fährt direkt vom Haupt- zum Nordbahnhof, und die Straßenbahnhaltestelle Salinenstraße ist gleich um die Ecke. Den Clubnamen wählte übrigens Joshi Korte selbst. Das Haus ist ihm ans Herz gewachsen.

l Über das aktuelle Club-Programm informiert „Frau Korte“ stets online bei Facebook. Flyer liegen an verschiedenen Orten in der Stadt aus.