Mennewitz. René ist an Krebs gestorben. Er hinterlässt eine Frau, zwei Kinder und ein unfertiges Haus in Mennewitz.

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann bleibt die Welt für einen Moment stehen. Das einzige was bleibt, ist ein Klopfen in der Brust. Laut und unpassend. Als müsse man noch daran erinnert werden, dass man selber lebt. Manchmal muss man das. Manchmal müssen Freunde und Familie daran erinnern,

René Schieritz ist im Alter von 50 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder.
René Schieritz ist im Alter von 50 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder. © Jennifer Frey

dass es weiter geht. Jennifer Frey gehört zu diesen Freunden. Sie will ihrer Freundin Jenny Schieritz helfen und hat für sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Jennys Mann René ist an Krebs gestorben. Zurück geblieben ist die 28-jährige Jenny mit ihren beiden Kindern Emma und Bruno, einem unfertigen Haus und einem riesigen Kredit.

Im März 2022 haben Rene und Jenny mit dem Hausbau begonnen. Einen Teil für den Hausbau haben sie sich zusammengespart. Der größte Teil läuft über einen Kredit bei der Bank. In Eigenregie hat René den Innenausbau vorangetrieben. Ende Dezember 2022 war das Haus einzugsbereit.

Keine drei Monate später, im Februar 2023 beginnt René sich müde zu fühlen, ein bisschen schlapp, zudem hat er Magenschmerzen. Freunde beschwichtigen, so viel wie René arbeitet, dann der Hausbau und die Kinder, das alles schlaucht. René sucht dennoch einen Arzt auf. Diagnose: Magenkrebs, irreparabel. Ein paar Tage bleibt René im Krankenhaus. Dann wird er nach Hause geschickt. Hier warten er und Jenny darauf, dass die Chemo losgehen kann.

Jenny bleibt trotz der Diagnose zuversichtlich

René baut rapide ab. Jenny bleibt zuversichtlich. Wenn die Chemo erstmal los geht, wird es wieder. Und ab und zu isst René ja auch. Vielleicht geht’s bald wieder bergauf. Der Blick von außen ist ein anderer. Jennifer Frey erkennt René nicht mehr wieder. Ein Schatten seiner selbst, wie sie sagt. Das war vielleicht eine Woche nach der Diagnose. René bricht zuhause zusammen. Ein Rettungswagen bringt ihn in das Uniklinikum nach Jena. Hier bleibt er erstmal.

Jenny kümmert sich unterdessen um die Kinder. Die kleine Emma hat am 4. März Geburtstag. Sie wird fünf Jahre alt. Für das Geburtstagskind und seine Freunde organisiert Jenny eine Schnitzeljagd. Mit Einhörnern, die mag Emma so gerne. René kann nicht mitfeiern. Vielleicht nächstes Jahr. Die Zuversicht bleibt: Wenn die Chemo erstmal anfängt, dann geht’s wieder bergauf.

Eine schmucklose Hochzeit am Krankenbett

Am Nachmittag des 10. März, drei Wochen nach der Diagnose, bekommt Jennifer Frey eine Nachricht: „Kennst du einen Standesbeamten?“, steht da. Lange muss sie nicht überlegen was das bedeutet. Die Suche läuft. Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit. Renés Organe versagen. Wenn das Paar noch heiraten will, dann innerhalb der nächsten Stunden. Wie genau man an den Standesbeamten gekommen ist, das weiß Jennifer nicht mehr so genau. Irgendein Telefonat von irgendjemanden wird funktioniert haben.

Abends versammeln sich Jennifer, Jenny, eine weitere Freundin, Jasmin, die kleine Emma und die Standesbeamtin an Renés Krankenbett. Es ist schmucklos, traurig. Die Standesbeamtin sagt etwas. Leere Worte. Auf das „Ja“ kommt es an. Das sagt René auch. Er und Jenny sind jetzt verheiratet. Sie werden eine Nacht und einen Tag lang Eheleute sein. Am 11. März stirbt René. Jenny ist an seiner Seite. Am 1. April wird René beerdigt. Es kommen um die 150 Menschen.

Einen Tag später startet Jennifer Frey die Spendenaktion. Denn für sie ist klar: Schulden müssen beglichen und Rechnungen bezahlt werden. Und das, obwohl die Welt für einen Moment aufhört sich zu drehen.

Wer spenden will, kann das auf der Website „gofundme“ unter dem Stichwort „René hinterlässt seine Frau und zwei kleine Kinder“ tun. Oder hier klicken.