Erfurt/Schmölln. „Es gibt keine Ausreden mehr“, sagt Staatssekretär Hartmut Schubert im Hinblick auf die Vision vom Online-Bürgerservice. Bis zum Jahresende sollen 200 Arten von Anträgen digital möglich sein.

Raum 308 im Thüringer Finanzministerium. Zwei Laptops, zwei Schreibtische - und dahinter je zwei große Bildschirme. So sieht es aus, das Versuchslabor für den Online-Bürgerservice in Thüringen. An den Tischen sitzen der IT-Chef der Stadt Schmölln, Sven Wunderlich, und sein Bürgermeister Sven Schrade (SPD).

Beispielhaft digitalisieren sie für Schmölln die zweihäufigste Verwaltungsleistung Thüringens - die Anmeldung zur Hundesteuer.

80 Millionen Euro aus Landeshaushalt für Bürgerservice

Der Geschäftsführer der FJD Information Technologies AG, Frank Jorga, moderiert den Prozess. Seine Firma stellt die Anwendungen bereit. „Die Kommunen müssen sie nun nutzen“, sagt er. 80 Millionen Euro will der Freistaat aus dem Landeshaushalt für den Bürgerservice aufwenden - den Kommunen und Landkreisen entstünden damit keine Kosten.

Wie schnell und einfach das geht, wenn es eingespielt ist, zeigen Sven Wunderlich und Sven Schrade. Binnen weniger Minuten hat Wunderlich das entsprechende Online-Antragsformular auf der Internetseite der Stadt Schmölln eingebunden und ebenso im „Zuständigkeitsfinder“ des Landes Thüringen. Wenige Klicks und Eintragungen muss er dazu auf dem digitalen Schreibtisch vornehmen.

„Es gibt keine Ausreden mehr“, macht Staatssekretär Hartmut Schubert deutlich, dass die Vision vom Online-Bürgerservice nun auch in Thüringen Wirklichkeit werden kann. 35 verschiedene Anträge können Stand jetzt bereits digital gestellt werden, wenn die jeweiligen Kommunen das auch anbieten. Bis zu 200 sollen es zum Jahresende sein, verspricht Geschäftsführer Jorga, dass hier noch viele weitere Anwendungen digitalisiert werden sollen.

Hundesteuer-Anmeldung aber auch die Abmeldung, der Antrag auf Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses, die Anforderung einer Geburtsurkunde, der Antrag auf Verlängerung des Fischereischeins und viele andere Dienstleistungen gibt es - ab September werden die kommunalen Mitarbeiter auch entsprechend geschult. Die ersten Termine sind in Vorbereitung. Wie einfach der Bürger es künftig bei der Hundesteuer-Anmeldung haben kann, das zeigt Sven Schrade beispielhaft. Ein Formular muss ausgefüllt und der Versicherungsschein angehangen werden an den Antrag - und schon ist der fiktive Pudel Idefix, Farbe weiß, bei der Behörde bekannt. Schrade sieht nur Vorteile in dem digitalen Bürgerservice. Deshalb sagt er auch voller Überzeugung: „Es sollten sich möglichst alle auf den Weg machen.“ Ziel in Schmölln sei es, die möglichen Anwendungen schnellstmöglich zu installieren und zugänglich zu machen.

Bisher hatte sich in Thüringen lediglich der Landkreis Eichsfeld auf den Weg gemacht.

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