Erfurt. Eine Interessenvertretung kritisiert das Corona-Management des Bildungsministers: Entstandene Defizite bei Schülern könnten nicht über die Sommerferien ausgeglichen werden.

Die Interessenvertretung der Gymnasien in Thüringen (IVGTh), indem Schulleiter und Stellvertreter organisiert sind, kritisiert das Management der Corona-Krise von Bildungsminister Helmut Holter (Linke). „Sie vermitteln den Eindruck, dass sie es organisieren können, dass in den Sommerferien die entstandenen Defizite ausgeglichen werden können. Das wird nicht gelingen, denn dafür benötigt man unserer Meinung nach mehr Zeit“, heißt es in einem offenen Brief an den Minister.

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Leider sei es Holter auch nicht gelungen, die Kommunikation zu verbessern. „Weiterhin ist es so, dass die Schulleiter häufig nur über die Medien erfahren, welche Maßnahmen umzusetzen sind“, so die IVGTh. Es sei zudem der Eindruck entstanden, dass Ministerium habe vor, die Anforderungen an das Abitur herabzusetzen. „Das halten wir für keine gute Idee. Die Entscheidung kommt den Wünschen der Schüler unseres Erachtens nicht entgegen“, betont die Interessenvertretung. Was benötigt werde, seien geeignete Begleitmaßnahmen, die umsetzbar sind.

Auch zur Besonderen Leistungsfeststellung (BLF) hat die IVGTh eine dezidierte Meinung. Der 1. Vorsitzende und Schulleiter am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Erfurt, Sven Stötzer, sagt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die BLF in der gegenwärtigen Form, also ohne Mathematik und Englisch, stellt keinen angemessenen Leistungsnachweis dar und gehört abgeschafft.“

Absenken des Leistungsniveaus beim Abitur stehe nicht zur Diskussion

Der Bildungsminister zeigt nach eigenen Angaben Verständnis für die Kritik. Sein Ziel sei, gemeinsam die bestmöglichen Lösungen erarbeiten. „Es ist ganz klar, dass die von uns derzeit geplanten Sommerferienangebote zum Ausgleich heterogener Lernstände nicht die Ultima Ratio sind, sondern nur ein Schritt auf dem langen Weg zurück in eine Normalität nach Corona“, sagt Holter auf Anfrage dieser Zeitung. Das Absenken des Leistungsniveaus beim Abitur stehe auch 2021 nicht zur Diskussion.