Weimar. Eine Begegnung mit der Pianistin Anna-Maria Maak, die Sonnabend in Weimar auftritt.

In den großen und berühmten Konzertsälen dieser Welt ist Anna-Maria Maak nicht zu Hause. Zwar hat die Pianistin mit Thüringer Prägungen auch schon beim MDR-Festival of Lights gespielt, sonst aber eher kleine Termine auf der Agenda – etwa in der Wein-Galerie Leipzig oder bei einem Hauskonzert in Berlin-Schlachtensee. Diesen Sonnabend musiziert sie im Klavierhaus Lange zu Weimar – vor vielleicht 50 Zuhörern. Mehr fasst der Saal eben nicht.

Mit diesem Schicksal hadert Maak überhaupt nicht – im Gegenteil: Sie stellt sich beim Redaktionsbesuch in Weimar als glücklicher Mensch vor. Leidenschaftlich glüht sie für ihre Kunst, bemerkt aber, dass ihr noch anderes wichtig ist in ihrem Leben. Die Kinder, die Familie zum Beispiel. Und die Projekte mit Sef Albertz. Im Konzertwesen geht es für sie, so betont die Pianistin, „nicht um das Ego, sondern um die Botschaft“. Dass sie bislang keinen Weltruhm erlangt hat, akzeptiert sie. Dass der große Sprung ins Rampenlicht womöglich nicht mehr gelingt, ebenfalls. Die allzu „enge Perspektive“ auf die Karriere – Top oder Flop – hingegen nicht.

In ukrainischen, damals sowjetischen Lviv geboren, ist Maak in Suhl aufgewachsen und wurde 1994 mit 14 Jahren von einem Weimarer Klavierprofessor ans dortige Spezialgymnasium für Musik auf Schloss Belvedere empfohlen. „Die hat Talent“, klingt ihr sein maßgeblicher Satz bis heute in den Ohren. „Man braucht jemanden, der an einen glaubt.“ In der Zeit bis zum Abitur erschloss sich eine musikalische Welt. Einen Zwang zur Laufbahn als Künstler empfand sie nach dem Abschluss an der Eliteschmiede keineswegs.

Schauspielerin oder Dolmetscherin hießen ihre Berufsziele, und so nahm sie ein Englisch-, Spanisch- und Russisch-Studium in Leipzig auf, entschied sich dann aber doch, zur Musik und nach Münster zu wechseln. „Nach dem Studium eine ,fertige’ Pianistin zu sein: Diese Idee hatte ich nie“, sagt sie. Und so war es auch. Die großen Veranstalter, Agenturen und Tonträger-Labels drängten sich nicht auf, denn der Konkurrenzdruck auf dem Markt ist aberwitzig hoch. Zumal in der Spitze, sofern man sie denn erreicht.

Schlüsselereignis in ihrem Leben

Folglich kehrte Anna-Maria Maak nach Leipzig zurück und leitete zeitweilig eine Klavierschule für Erwachsene. Ein Schlüsselereignis trat in ihr Leben, als sie den venezolanischen Komponisten Sef Albertz kennenlernte. Mit ihm gründete sie eine Familie und eine Fülle gemeinsamer Projekte. Albertz zählt auch nicht zu den Promis seiner Zunft. Seine durchaus reizvolle Musik mutet den Hörern keine geistigen Klimmzüge zu und schmeichelt sich gerne ins Ohr. Dieses harmonische Moment scheint Maak wichtig zu sein. Wenn sie von den Kompositionen ihres Mannes erzählt, gewinnt ihre Stimme eine zärtlich-fürsorgliche Färbung.

Albertz schreibt die meisten seiner Werke für sie, und kaum eines ihrer Konzerte kommt ohne ein Werk von ihm aus. Er ist gleichsam ihr Hauskomponist und sie seine Interpretin. Beide werden von der Agentur FlorentynMusic, Leipzig, vertreten und sind zugleich deren einzige Künstler. Die ganze Unternehmung wirkt klein, fast wie ein Familienbetrieb, arbeitet aber offensichtlich sehr professionell. Halt nur in anderem Maßstab. Eine frisch aufgenommene CD hat man mit eigenem Label selbst produziert. Nicht aufs Ego, auf die Botschaft kommt’s an. Und aufs existenzielle Glück in einer Nische des großen Getriebes.

Neues Programm „Beethovens Geist“

„Wenn die Menschen berührt sind, habe ich etwas erreicht“, betont Maak. Von der Größe des Saals und der Höhe der Honorare hängt das nicht ab. In Weimar spielt sie das neue Programm „Beethovens Geist“. Ob dessen Musik vorkommt, stehe noch nicht fest, sagt sie sibyllinisch drei Tage vor dem Auftritt. Garantiert ist Sef Albertz dabei.

Samstag, 17 Uhr, Klavierhaus Lange, Budapester Str. 20a, Weimar