Tambach-Dietharz/Eisenach. Werner Leich, ehemaliger Landesbischof in Thüringen, ist 95-jährig verstorben. Kramer würdigt ihn als großen lutherischen Theologen.

Der Theologe Werner Leich, bis 1990 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR, ist tot. Der langjährige thüringische Landesbischof starb am Sonnabend im Alter von 95 Jahren nach kurzer Krankheit im Gothaer Krankenhaus. Seinen Lebensmittelpunkt hatte Leich in seinen späten Jahren im Diakonischen Zentrum in Tambach-Dietharz. Der Altbischof war verheiratet und hinterlässt einen Sohn und eine Tochter.

Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM), sagte: „Wir trauern um Werner Leich, einen großen lutherischen Theologen. Er hat in allen, auch den schwierigsten Situationen stets darauf bestanden, eigene Positionen mit dem abzugleichen, was die Bibel uns aufträgt. Das hat auch ihn selbst als leitenden Bischof in der DDR mutig in Gespräche mit dem Staat gehen lassen.“ Es sei Leich hoch anzurechnen, dass er mit seiner kühlen Klarheit in Verhandlungen mit dem SED-Regime auf eine größere Unabhängigkeit der Kirche gedrängt und die Repressionen gegenüber der Bevölkerung kritisch angesprochen habe. Damit habe er vielen Menschen Hoffnung gemacht und sich jeder Resignation verweigert.

„Unvergesslich ist mir, wie er auf die Frage, wie man sich bei Wahlen verhalten solle, mit dem Bibelwort geantwortet hat: Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein, alles andere ist von Übel.“

Bei Friedensgebeten während der Friedlichen Revolution habe sich Leich unmissverständlich für eine radikale Umkehr eingesetzt. Wichtig seien ihm zudem Kontakte zu Kirchen im Osten, die Verbindung zu allen Landeskirchen und das Zusammenwachsen von Ost und West gewesen. „Wir haben nicht alles vor Augen, was den Menschen Werner Leich ausgemacht hat, aber unbestritten ist, welche Bedeutung er dem christlichen Glaubens für die gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart eingeräumt hat.“

Der 1927 in Mühlhausen geborene Theologe Leich galt als starker Befürworter der Ökumene. Im Kondolenzschreiben des katholischen Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr, auch im Namen von Bischof Joachim Wanke, seinem Vorgänger, an den Landesbischof der EKM, Friedrich Kramer, heißt es unter anderem: „In bestem ökumenischem Geist gestaltete er das Miteinander mit den katholischen Christen in Thüringen. Auch im Namen aller Katholikinnen und Katholiken in Thüringen möchte ich Ihnen mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Wir werden des Verstorbenen im Gebet gedenken. In den schwierigen Zeiten der SED-Diktatur, der friedlichen Revolution und der Veränderungen durch die Vereinigung Deutschlands war Landesbischof Leich stets ein verlässlicher Partner. Gemeinsam mit den evangelischen Christen in Thüringen werden wir für den Verstorbenen beten in der festen Zuversicht, dass Gott seine Hoffnung auf die ewige Vollendung erfüllen wird.“

Leich hat viele Auszeichnungen erhalten, darunter anlässlich des Lutherjahres 1983 die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1989 verlieh ihm die Theologische Akademie Budapest die Ehrendoktorwürde. Den Thüringer Verdienstorden erhielt Leich im Jahr 2005.