Weimar. In vielen Thüringer Städten wollen Schüler den Beweis antreten, das Thema Klimawandel nicht als Vorwand zu nutzen, um dem Unterricht fernzubleiben.

In Thüringen hat der Weltkindertag zwar keine Tradition, dennoch können viele Thüringer den morgigen 20. September ausgiebig feiern: Die rot-rot-grüne Landesregierung hat schließlich beschlossen, dass der Weltkindertag von nun an im Freistaat ein Feiertag ist.

In vielen Thüringer Städten wollen die Schüler allerdings den Beweis dafür antreten, dass sie das Thema Klimawandel nicht als Vorwand nutzen, um dem Unterricht fernzubleiben. Sondern dass es ihnen wichtig genug ist, auch an freien Tagen dafür auf die Straße zu gehen. In knapp einem Dutzend Orten sind Aktionen geplant, um auf die weltweite Umweltzerstörung und die Auswirkungen auf das Klima aufmerksam zu machen und eine Kehrtwende in der Klimapolitik einzufordern.

Klimapolitischer Beistand.  
Klimapolitischer Beistand.   © Thorsten Büker

Auch die hauptamtlichen Vertreter der Gewerkschaft Verdi, die den neuen Feiertag ausdrücklich begrüßt, wollen am freien Tag die Fridays-for-future-Aktionen der Jugend unterstützen, kündigt Thüringens Vize-Bezirksgeschäftsführerin Astrid Striehn an. Mit dem Begriff „Streik“ haben die Gewerkschafter zwar so ihre Probleme, weil er dem Arbeitskampfrecht entlehnt ist und es, wie Striehn betont, beim Klimastreik eben nicht darum geht, „Ziele und Forderungen bei einem Arbeitgeber durchzusetzen“. Aber wenn man die Bewegung als einen Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte betrachte, dann gehe das schon in Ordnung. Die Gewerkschaftler wollen deshalb nicht nur an diesem, sondern auch am kommenden Freitag (27. September) die Aktionen unterstützen und alle aufrufen, es ihnen gleichzutun.

Allerdings ist der Weltkindertag nicht nur für die kein Feiertag, die ohnehin an 365 Tagen im Jahr Dienst haben – etwa Ärzte, Pflegekräfte und Polizisten –, auch für viele Thüringer Pendler, die in die angrenzenden Bundesländer zur Arbeit fahren. Sandro Witt, Leiter der DGB-Landesvertretung, versteht, dass sich vor allem jene Pendler ärgern, die ihre Kinder an diesem Tag nicht in Kindergarten oder Schule betreut wissen und eine Notlösung finden müssen. Dass überhaupt Thüringer zur Arbeit in Nachbarbundesländer fahren müssen, hält Witt für einen kritikwürdigen Zustand. Gebe es gute und tariflich entlohnte Arbeit in Thüringen, entfiele die Pendelei: „Deshalb lohnt sich das Streiten für gute Arbeitsbedingungen eher, als einen Feiertag infrage zu stellen, der dem Großteil der Beschäftigten zugute kommt“, sagt Witt, der im Feiertag grundsätzlich ein positives Signal zur Entschleunigung für alle Berufstätigen sieht.

Thüringens Grüne nehmen den neuen Feiertag zum Anlass, die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz und in die Landesverfassung zu fordern: „Eine moderne und zukunftsorientierte Verfassung muss Kinderrechte explizit und klar benennen“, sagt die grüne Kinder- und Jugendpolitikerin Astrid Rothe-Beinlich. Bis Ende des Jahres erwarte ihre Partei Vorschläge von der schwarz-roten Bundesregierung. In Thüringen wollen die Grünen die Rechte in der nächsten Legislaturperiode in der Verfassung verankert sehen.

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