Berlin. Ab Mai gibt es das Deutschlandticket. Ein verbilligtes Ticket soll es nicht geben. Doch manche Länder bieten Rabatte an. Ein Überblick.

In weniger als zwei Monaten wird im Mai das 49-Euro-Ticket eingeführt werden. Noch ist die Finanzierung nicht final geklärt. Doch das soll sich in der kommenden Woche ändern: Denn der Bundestag will über den Anteil des Bundes zur Finanzierung entscheiden.

Schon jetzt steht fest, dass es kein verbilligtes Sozialticket geben wird – obwohl sich einige Länder dafür ausgesprochen haben. Nun versuchen sie unterschiedliche Wege, um einkommensschwachen Menschen vergünstigte Angebote zu machen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei den Verkehrsministerien aller Bundesländer ergab.

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49-Euro-Ticket: Mehrere Bundesländer planen Rabatte – diese Menschen bekommen es günstiger

Einige Bundesländer wollen das 49-Euro-Ticket für junge Leute günstiger machen, andere bieten landesweit gültige Sozialtickets an, und ein Teil belässt es bei den Ermäßigungen, die Kommunen oder Verkehrsverbünde ohnehin für bestimmte Gruppen vorsehen. Wir haben Ihnen einen Überblick erstellt:

  • Bayern: Studierende und Azubis sollen das Deutschlandticket bereits für 29 Euro erhalten.
  • Berlin & Brandenburg: Bisher gibt es im Berliner Stadtgebiet noch bis Mai ein 9-Euro-Sozialticket. Mit Brandenburg wird gerade diskutiert, ob es im gemeinsamen Verkehrsverbund flankierende Angebote zum Deutschlandticket geben soll.
  • Hessen: Ab dem 1. Mai soll es ein Sozialticket für Empfänger von Bürgergeld, Wohngeld und Sozialhilfe für 31 Euro im Monat geben.
  • Mecklenburg-Vorpommern: Das Land wünscht sich ein vergünstigtes Deutschlandticket für Senioren.
  • Niedersachsen: Für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende soll es ein 29-Euro-Ticket geben.
  • Nordrhein-Westfalen & Rheinland-Pfalz: Die Landesregierungen prüfen derzeit, ob sie verbilligte Versionen des Deutschlandtickets anbieten können. Das könnten verschiedene Tarifmodelle oder ein Zusatzticket für einzelne Personenkreise wie Studierende und Besitzer eines Sozialtickets sein, erklärte das NRW-Verkehrsministerium in Düsseldorf auf epd-Anfrage.
  • Saarland: Junge Leute sollen das Deutschlandticket bereits ab 30,40 Euro kaufen können.
  • Sachsen: Zum jetzigen Zeitpunkt lehnt das Land solche Vergünstigungen ab. Eine Finanzierung allein aus dem Landeshaushalt sei nicht möglich.
  • Thüringen: Jungen Menschen mit Ausbildungs- und Wohnort im Freistaat sollen das Ticket für 28 Euro erhalten. Bisher ist aber noch keinen Beschluss gefasst.

Die Kosten für Vergünstigungen beim Deutschlandticket müssen die Länder allein tragen. Darüberhinaus wollen mehrere Bundesländer landesweit gültige verbilligte Tickets einführen.

Lesen Sie hier: 49-Euro-Ticket: Wer vom Kauf ausgeschlossen werden könnte

49-Euro-Ticket ab Mai: Sozialverbände fordert "Sozialticket" – diese Bundesländer sind dafür

Bund und Länder finanzieren das bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültige 49-Euro-Ticket zunächst bis 2025 gemeinsam. Der Bund stellt jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Einnahmeausfälle bei den Verkehrsanbietern zur Hälfte auszugleichen. Bund und Länder hatten sich bei ihren Verhandlungen darauf verständigt, nicht zusätzlich auch ein verbilligtes Sozialticket einzuführen, wie es von Hessen, Bremen, Berlin, dem Saarland und Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg befürwortet worden war.

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Der Sozialverband Deutschland (SoVD) kritisiert den geplanten Preis von monatlich 49 Euro für das Deutschlandticket als viel zu hoch. „Für viele Menschen stellen 49 Euro pro Monat eine große Hürde dar. Die Politik verpasst hier eine Riesenchance in Sachen sozialer Teilhabe und Umweltschutz“, sagte die Vorstandsvorsitzende, Michaela Engelmeier, unserer Redaktion.

Der Sozialverband setzt sich für ein „29-Euro-Ticket“ als Anschlussregelung für das erfolgreiche 9-Euro-Ticket ein. „Dieser Preis würde Portemonnaie und Umwelt gleichermaßen schonen, da so deutlich mehr Menschen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen würden“, sagte Engelmeier. Zudem kritisiert die Sozialverbandschefin, dass für die Nutzung des Tickets eine Abfrage bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa vorausgesetzt wird. Dies sei „nicht nachzuvollziehen“, sagte Engelmeier. Gerade Menschen mit kleinem Einkommen seien von einem günstigen Nahverkehr besonders abhängig.

Weitere Informationen: Deutschlandticket: Wo Sie die Fahrkarte kaufen können

Zahlreiche Ideen für Mitnahmeregelungen und regionale Upgrades

Ein Flickenteppich droht außerdem bei Mitnahmeregelungen. Eigentlich sieht das Deutschlandticket keine Mitnahme von anderen Personen, Tieren oder Fahrrädern vor – in einigen Regionen werden die Verkehrsverbünde das aber erlauben oder spezielle Zusatzfahrscheine anbieten, die dann nur dort gelten. In Deutschland gibt es sehr viel mehr Verkehrsverbünde als Bundesländer – es könnten also alle paar Kilometer andere Regeln gelten. Selbst die Bindung des Tickets an jeweils eine Person könnte regional aufgehoben werden.

Bereits absehbar ist, dass sich hier ein sehr bunter Mix aus Regeln entwickeln wird. In einigen Ländern wird zum Beispiel die Hundemitnahme mit dem Deutschlandticket problemlos möglich sein (Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg), andernorts wird derzeit über passende Zusatzfahrscheine zum Deutschlandticket entschieden.

Beim Verkehrsverbund Oberelbe (Sachsen) ist beispielsweise ein Zusatzticket zur Mitnahme von einem Fahrrad oder Hund und Personen für 10 Euro pro Monat in Planung – gültig dann aber nur in dieser Region. Zudem wird im VVO ein Zusatzticket für den Fernverkehr zwischen Dresden und Riesa in Aussicht gestellt.

49-Euro-Ticket kommt erst ab Mai: Diese Rabatte bieten die Bundesländer jetzt schon an

Ermäßigte Tickets und Abonnements, die Kommunen und Verkehrsverbünde für ärmere Bevölkerungsschichten, junge Leute oder Senioren in allen Bundesländern anbieten, bleiben bestehen, so etwa in den 19 verschiedenen Verkehrsverbünden in Baden-Württemberg. In Berlin haben 60 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf vergünstigte bis kostenlose Fahrkarten.

Hamburg rabattiert Monatskarten mit einem Sozialrabatt von gegenwärtig 24,80 Euro, die künftige Höhe ist noch nicht beschlossen. Das Saarland hat ein landesweit gültiges FairTicket für 39 Euro. In Bremen gibt es ein Stadtticket für 25 Euro für Bürgergeld-Empfänger. In Bayern gibt es 365-Euro-Jahrestickets für Schüler und Auszubildende in den Verkehrsräumen um München, Nürnberg, Würzburg, Regensburg, Augsburg und Ingolstadt. Sachsen bietet vergünstigte Tickets für Auszubildende, Freiwilligendienstleistende und Schüler an. Sachsen-Anhalt und mehrere andere Länder hingegen haben keine landesweit gültigen Regelungen.

Pro Bahn fordert bundesweite Regeln für 49-Euro-Ticket

Der Fahrgastverband Pro Bahn mahnte derweil bundesweit einheitliche Bedingungen für das künftige 49-Euro-Ticket an. „Die Politik muss grundlegende Regeln für das 49-Euro-Ticket finden, die bundesweit angewendet werden können und von allen Nutzern leicht zu verstehen sind. Dennoch wird es wohl in einigen Regionen Ausnahmeregelungen zum Beispiel für Fahrräder oder auch Tiere geben müssen“, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann dieser Redaktion. Solange das Verkehrsangebot gerade in touristischen Regionen wie Bayern oder Schleswig-Holstein nicht massiv ausgeweitet wird, werde eine Fahrradmitnahme nicht nur kostenpflichtig, sondern auch nur begrenzt möglich sein.

Der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende befürchtet, dass es auch beim 49 Euro-Ticket bundesweit einen Flickenteppich mit unterschiedlichen Vergünstigungen für Schüler, Studierende oder Rentner sowie Zusatzkarten für Tiere, Fahrräder oder Kinderwagen geben wird. „Eigentlich müsste die Politik die Beförderungsbedingungen noch vor der Einführung des 49-Euro-Tickets bundeseinheitlich festlegen, doch der Nahverkehr ist Ländersache. Hier wurden bisher einheitliche Absprachen versäumt, vieles ist noch ungewiss. Das ist ein großes Problem. Das Angebot wurde übers Knie gebrochen, ohne wichtige Details zu regeln.“

Neben einer einheitlichen Regelung zu Fahrrädern oder Tieren sei auch nicht geklärt, ob man mit dem Ticket in der 1. Klasse fahren dürfe. „Vieles ist noch nicht geregelt“, kritisierte Naumann. „Grundsätzlich ist das 49-Euro-Ticket aber zu begrüßen. Das Gute daran: Man kann damit überall hinfahren.“ (soj/bef/epd/dpa)