Elmar Otto über die Normalität im Klassenzimmer.

An den Thüringer Schulen kehrt trotz anhaltender Pandemie Stück für Stück wieder etwas Normalität ein. Das ist lange überfällig. Nicht nur wegen verpennter Digitalisierung und ruckelndem Internet war der Distanzunterricht über viele Monate eine Zumutung.

Dass Lehrer ihre Schüler bestenfalls sehen können, erschwert die Vermittlung des Schulstoffs ungemein. Dass Schüler ihre Klassenkameraden nicht treffen können, drückt aufs Gemüt. Dass auch zu Hause bei den Eltern so langsam der Homeschooling-Blues einsetzt, kommt noch hinzu.

All das ist eine toxische Mischung, um das ohnehin seit Jahren kränkelnde Bildungssystem erst recht in die Knie zu zwingen.

In dieser Woche wird nun in immer mehr Schulen im Wechsel unterrichtet. Doch so wichtig dieser Schritt ist, so wenig vorbereitet scheint er zu sein. An den Schulen häufen sich die Bedenken, weil nicht festzustehen scheint, ob die Zahl der Corona-Tests ausreicht.

Selbst wenn es sich dabei nur um ein Kommunikationsproblem zwischen Ministerium, Schulämtern und Lehrern handeln sollte, dürfen die Sorgen nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Dass drei Millionen Lolli-Tests geordert wurden, heißt lange nicht, dass sie auch rechtzeitig in den Klassen ankommen.

Wegen schwer durchschaubarer und übers Knie gebrochener Entscheidungen hat das Misstrauen der Pädagogen gegenüber ihrem obersten Dienstherrn eine selten dagewesene Dimension erreicht. Das ist bedauerlich, da auch hier gilt: Guter Unterricht funktioniert nur, wenn alle Beteiligten als Team harmonieren.

Aus diesem Grund muss verloren gegangenes Vertrauen schnell wieder aufgebaut werden. Lehrer, Eltern und Kinder dürfen sich bei der Rückkehr zur Normalität nicht alleine gelassen fühlen.