Elmar Otto über aktuelle Umfragewerte von Rot-Rot-Grün und die Verluste der CDU.

Es stimmt schon, Minderheitskoalitionen sind gar nicht so schlecht. Natürlich sind sie wackelig und Mehrheiten können wechseln. Aber solche Konstellationen führen auch dazu, dass eine Regierung nicht mehr alles im Alleingang durchdrücken kann. Die sie tragenden Fraktionen können im Parlament selbstbewusster auftreten. Vor allem aber kann die Opposition ein gehöriges Wort mitreden. Sie regiert also quasi mit.

Damit haben Verlierer wie CDU und FDP mit einem Mal eine Macht, von der sie angesichts des Debakels im Oktober nie hätten träumen dürfen.

Doch gerade die Union ist aktuell offenbar nicht in der Lage, in ihrer neuen Rolle zu überzeugen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Demnach geht die Talfahrt der Thüringer CDU weiter. Sie verliert im Vergleich zur Landtagswahl beinahe drei Prozentpunkte und kommt nach dem Motto „schlimmer geht immer“ nur noch auf eine Zustimmung von 19 Prozent. Das ist ein historischer Tiefstand im Freistaat.

Durch diese Entwicklung gerät Landes- und Fraktionschef Mike Mohring immer stärker unter Rechtfertigungsdruck. Wie er die einst stolze selbst ernannte Thüringenpartei aus dem Demoskopenkeller holen will, ist völlig unklar.

Schon meldet sich der erste Kreisverband und äußert offen Kritik an der Parteispitze. Die Suhler Christdemokraten bemängeln, dass nach dem Vertrauensverlust bei der Wahl auch noch ein „vielstimmiger Chor völlig diametral entgegenlaufender Vorschläge zur politischen Arbeit“ den Ton angibt. Gemeint ist der Schlingerkurs zwischen Linker und AfD, der den Eindruck politischer Beliebigkeit erweckt.

Nicht nur in Südthüringen wird auch das Taktieren im Vorfeld der Ministerpräsidentenwahl skeptisch beäugt. Profiteur ist erneut der Amtsinhaber. Bodo Ramelow legt noch einmal leicht zu: 71 Prozent der Thüringer halten ihn für einen guten Regierungschef. Und sogar drei von vier CDU-Anhänger fällen ein positives Urteil.

Es sind Werte, von denen Mohring und seine CDU derzeit nur träumen können.