Erfurt. Die Familie Lauterbach sucht in Erfurt ein neues Zuhause. Besonders der schwerbehinderte Oskar soll von einer neuen Umgebung profitieren.

Die Lauterbachs finden keine Ruhe in ihrem Zuhause. Die Türen bleiben geöffnet, weil ständig jemand hindurch muss. In den Durchgangszimmern, aus denen fast die gesamte Fünfraumwohnung besteht, ist kein Platz für Privatsphäre. Es ist immer laut, die Stimmung angespannt und Marianne Lauterbach kann diese Reaktion ihrer Kinder auf die Wohnsituation nachvollziehen: „Jeder nervt jeden. Hier können wir nicht bleiben.“

Seit drei Jahren wohnt die fünfköpfige Familie nun in der Erdgeschosswohnung im Erfurter Stadtteil Wiesenhügel, dreimal sind sie schon umgezogen. Vor dem Einzug bestand sie aus vier separaten Wohneinheiten. Die Zusammenlegung zu einer großen Wohnung ergab die unkomfortable Zimmeraufteilung, die den Kindern und der Mutter regelmäßig den Schlaf raubt.

Marianne Lauterbachs Fünfjähriger teilt sich sein Zimmer mit seinem zwölfjährigen Bruder. Keiner von beiden findet in dem Durchgangszimmer seine Ruhe. Die Jungen halten sich gegenseitig vom Schlafen ab. Der Ältere, Leon, fällt in der Schule schon durch Konzentrationsschwäche und Müdigkeit auf. Um seine Leistungen nicht weiter zu gefährden, braucht er dringend ein eigenes Zimmer

Manchmal schleicht sich Leon in das Zimmer seines Bruders Oskar und schläft dort auf einer Matratze neben dem Krankenbett. Zu den regelmäßigen Geräuschen der Maschinen, an die Oskar angeschlossen ist, schläft Leon gut. Der Neunjährige wird künstlich beatmet und kann sich nicht bewegen. Er leidet an spinaler Muskelatrophie. Dieser Muskelschwund tritt bei einem von 10.000 Kindern auf und schränkt Oskars Lebenserwartung stark ein. „Ich bin um jedes Jahr mit Oskar glücklich und will die Zeit mit ihm so gut wie möglich nutzen“, sagt Marianne Lauterbach, doch das erlaube die angespannte Wohnsituation nicht. Sie möchte so schnell wie möglich umziehen.

Viel verlangt die alleinerziehende Mutter nicht. „Ich brauche kein Schloss“, betont sie, „nur eine anständige Wohnung mit Rückzugsorten für meine Kinder und mich.“ Konkret heißt das, mindestens fünf Zimmer im Erfurter Stadtgebiet. Leon spielt in einem Gisperslebener Fußballverein, das wolle sie ihm durch einen Umzug nicht wegnehmen – „Fußball ist das Einzige, was er für sich hat.“

Zudem müsste es eine barrierefreie Erdgeschosswohnung mit möglichst breiten Türen sein. Ein Fahrstuhl ist nur bedingt sinnvoll, denn wenn der einmal kaputt sei, würde Oskar nicht nach draußen kommen. Der beengten Wohnung zu entkommen, sich die Züge am Bahnhof anzuschauen, macht den Drittklässler glücklich. Oskar lächelt viel und schaut sich wie viele Kinder in seinem Alter gern Youtube-Videos an. „Wer ihn kennenlernt, lernt Lebensfreude kennen“, sagt seine Mutter stolz.

Seit einem Jahr kommt zweimal in der Woche eine Lehrerin und gibt Oskar jeweils fünf Stunden Unterricht. Denn geistig ist er hellwach. Laut der Ärzte habe er sich trotz seiner lebensverkürzenden Krankheit erstaunlich gut entwickelt und sei intelligent. Dank der individuellen Förderung kann Oskar nun lesen und schreiben.

Die Agentur für Arbeit, die die Miete für die Familie zahlt, bewilligt für eine neue Wohnung 825 Euro. „Thüringen hilft“, die gemeinsame Spendenaktion unserer Zeitung und der Diakonie Mitteldeutschland, unterstützt die Familie mit 500 Euro. Wenn Sie Tipps oder sogar ein Wohnungsangebot haben, melden Sie sich unter: leserbriefe@thueringer-allgemeine.de

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