Großrudestedt. Bürgermeister und Gemeinderat informieren Einwohner von Großrudestedt über den mittlerweile ungewollten Zusammenschluss

Der Saal des Deutschen Hauses in Großrudestedt war brechend voll, berichtet Michael Galander. In einer Bürgerversammlung hätten Bürgermeister Andreas Müller und alle Fraktionen des Gemeinderates ca. 300 Anwesende über die geplante Fusion der Verwaltungsgemeinschaften Gramme-Aue und An der Marke informiert. Dabei hätten sie erläutert, warum sich der gesamte Gemeinderat gegen die Fusion ausgesprochen hat. Die rege Beteiligung der Bürger an der Diskussionsrunde bewies das hohe Interesse der Einwohner an diesem Thema.

Notwendig wurde die Bürgerversammlung aufgrund des Gesetzesentwurfs der Thüringer Landesregierung zur Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden. Darin schlägt die Thüringer Landesregierung vor, die Verwaltungsgemeinschaften Gramme-Aue (Sitz Großrudestedt) und An der Marke (Sitz Schloßvippach) zu fusionieren.

Bürgermeister Andreas Müller: „Die Gemeinde Großrudestedt als mit Abstand größte Gemeinde in der aktuellen und auch in einer hypothetischen, fusionierten VG hat mit einstimmigem Beschluss des Gemeinderates gegen diese Fusion gestimmt. Der Gesetzesentwurf der Landesregierung ist ein Beschluss gegen den Willen unserer Bürger, die heute ihre Verwaltungsgemeinschaft in unserer Gemeinde vorfinden.“

In den laut Müller übereilten und einseitig geführten Gesprächen von Landesregierung, Mitgliedsgemeinden und den bisherigen Verwaltungsgemeinschaften konnte keinerlei Mehrwert einer solchen Fusion herausgearbeitet werden. „Augenscheinlich sollen hier wichtige Pflöcke für eine Fortführung der rot-rot-grünen Gebietsreform auf kommunaler Ebene eingeschlagen werden“, führte der Bürgermeister aus. Gemeinderat und Bürgermeister fürchten, mit dem Wegfall des VG-Sitzes in Großrudestedt einen schleichenden Verlust der Unabhängigkeit der größten Gemeinde im südlichen Landkreis Sömmerda, da eine fusionierte VG als Vorlage für eine Einheits- / Landgemeinde mit dem im Gesetzentwurf ausgewiesenen Zentrum der Verwaltung Schloßvippach dienen könnte. Die Mitglieder des Gemeinderates Johanna Arenhövel und Ralph Holeschovsky erläuterten, dass die Landesregierung mit dem Gesetzesentwurf gegen das selbst ausgerufene Prinzip der Freiwilligkeit verstoße. Die langjährige Landtagsabgeordnete Johanna Arenhövel (CDU): „Die Rot-Rot-Grüne Landesregierung bricht ihr eigenes Wort und schafft bürgerferne kommunale Strukturen gegen den Willen der Menschen.“

Ralph Holeschovsky (Fraktion Freie Wähler) erklärte die Möglichkeit, sich als Bürger im Anhörungsverfahren zu beteiligen und dabei auch dem Gesetzesentwurf zu widersprechen: „Wenn die Bürgerinnen und Bürger die Bedenken der Gemeinderatsmitglieder teilen, sollten sie sich sehr zahlreich gegen des Gesetzentwurf aussprechen.“ Die Bürgerbeteiligung im Anhörungsverfahren ist bis 29. Mai .2019 möglich.

Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder stünden allen Einwohnern in den kommenden Tagen für persönliche Gespräche zur Verfügung. Formulare zur Bürgerbeteiligung im Rahmen des Anhörungsverfahrens könnten in der Gemeinde Großrudestedt und in den Räumen der VG Gramme Aue abgegeben werden.

Bereits am Abend der Bürgerversammlung wurden mehrere Hundert Ablehnungen von Bürgerinnen und Bürgern gegen das Gesetz abgegeben.