Erfurt. Stiftung Warentest hat stille Mineralwässer getestet. Die Tester fanden Keime und kritische Stoffe. Leitungswasser schnitt besser ab.

Wenn selbst das Berliner Sternerestaurant Nobelhart & Schmutzig zum Essen Wasser aus der Leitung serviert, kann das nur eines bedeuten: Leitungswasser ist besser als sein Ruf. Zu diesem Urteil kam nun auch die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen „test“-Heft (Ausgabe Juli/2019). Sie hat 32 stille Mineralwässer getestet und außerdem an 20 Orten in Deutschland die Qualität des Leitungswassers geprüft.

Das Ergebnis: Der Vergleich Flasche versus Hahn ging nach Meinung der Experten zugunsten des Leitungswassers aus. In der Hälfte der untersuchten stillen Mineralwässer fanden die Tester Keime, Spuren aus Landwirtschaft und Industrie oder andere kritische Stoffe – auch in bekannten Marken wie Volvic oder Rhönsprudel. Mit der Note „gut“ schnitt nicht mal jedes zweite Mineralwasser ab.

Beste Noten gibt es für günstiges Flaschenwasser

Testsieger bei den stillen Mineralwässern waren die Produkte der großen Handelsmarken Edeka mit Gut & Günstig (Gut, 1,8), gefolgt von Aldi Nord mit Quellbrunn Naturell (gut, 1,9), Rewe mit Ja Still (Gut, 1,9) und Kaufland mit K-Klassic still (Gut, 2,0). Diese Produkte gehörten mit 13 Cent pro Liter auch zu den preiswertesten.

Zweimal vergab die Stiftung Warentest das Testurteil „mangelhaft“ – ausgerechnet für zwei Bio-Wässer. So fanden sie in der Rheinsberger Preußenquelle Still Bio außergewöhnlich viele Keime, die vor allem für Menschen mit einer Immunschwäche ein Risiko darstellen können. Sogar einen der sogenannten Krankenhauskeime gegen den viele Antibiotika nicht wirken, wiesen die Tester in dem Wasser nach, das mit 1,09 Euro pro Liter zu den teuersten Produkten gehörte.

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Bio-Wasser fällt im Test durch

Das Wasser BioKristall Still ist das teuerste Produkt im Test (1,41 Euro/Liter) und das zweite mit der Note „mangelhaft“. Das Wasser wies mehr von dem radioaktiven Stoff Radium auf, als es nach der Richtlinie für Bio-Mineralwasser erlaubt ist. Radium könne aus tiefem Gestein ins Wasser gelangen. Laut den Warentestern besteht aber kein Gesundheitsrisiko.

Anders bewerten sie das bei dem Produkt Volvic Natürlich Bio (Gut, 2,0). Dort ist der Gehalt an Vadium, das in Vulkanböden vorkommt und als möglicherweise krebserregend gilt, mit sechs Mikrogramm pro Liter erhöht. Zwar gibt es keinen Grenzwert, aber einen sogenannten Besorgniswert des Umweltbundesamtes von vier Mikrogramm pro Liter.

Die Prüfer empfehlen das Produkt deswegen nicht für die Zubereitung von Babynahrung. Im Schnitt nehme der Mensch aber täglich 20 Mikrogramm Vadium über andere Quellen wie Meeresfrüchte auf. Auch im Trinkwasser, das hierzulande meist aus dem Grundwasser stammt, wiesen die Tester kritische Stoffe nach, wie Abbauprodukte von Pestiziden oder natürlich vorkommende Stoffe wie Uran, Arsen und Chrom.

Hahnenwasser weist Rückstände auf, die aber sind unbedenklich

Medikamentenrückstände fanden sie in drei städtischen Wässern. Die meisten im Berliner Wasser. Doch kritische Werte wurden kaum überschritten. So gebe es etwa für Spurenstoffe aus Medikamenten keine Grenzwerte, nur gesundheitliche Orientierungswerte (GOW), schreibt Stiftung Warentest. Diese seien so niedrig angesetzt, dass auch bei lebenslanger Aufnahme ein gesundheitliches Risiko auszuschließen sei. Im Test wurde kein GOW überschritten.

Insgesamt zeigten sich die Tester überrascht von der zum Teil hohen Qualität des Leitungswassers, auch in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen. Gesundheitlich bedenklich war keine der Trinkwasserproben. Sie hielten allesamt die Vorgaben der Trinkwasserverordnung ein.

Das Fazit der Warentester nach ihrer Stichprobe: Wasser aus der Leitung sei ökologisch, sicher und preiswert. Denn selbst wenn Verbraucher zum günstigsten Mineralwasser für 13 Cent pro Liter griffen, koste sie das bei einem täglichen Verbrauch von 1,5 Litern etwa 71 Euro im Jahr. Mit Leitungswasser nur 2,11 Euro.