Neustadt. Die ersten 30 Freiwilligen sind bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn da. Es sind die Fußballer vom Regionalligisten Wacker 90 Nordhausen, die am Samstagvormittag den Anfang der Typisierungsaktion für die fünfjährige Elaine im Neustädter Hotel und Restaurant Ratskeller bilden.

Die Fünfjährige aus dem brandenburgischen Borkwalde leidet an Leukämie und benötigt dringend eine Stammzellspende. „Jeder Spieler hat sich daher sofort bereit erklärt, bei der Typisierung mitzumachen, um ihr zu helfen“, erzählt Wacker-Sprecher Patrick Börsch. Und so gibt einer nach dem anderen unter der Anleitung von Mitgliedern des Vereins für Knochenmark- und Stammzellspenden (VKS) Gewebeproben ab.

Das geschieht mit zwei Wattestäbchen, die gleichzeitig oder nacheinander in kreisförmigen Bewegungen – ähnlich wie beim Zähneputzen – in den Innenseiten der linken und rechten Wange für 30 beziehungsweise 60 Sekunden gerieben werden.

Auch Wacker-Präsident Nico Kleofas lässt sich typisieren und hofft, dadurch „etwas bewirken zu können.“ Bevor die Mannschaft dann ins Wochenende startet, überreicht sie an VKS-Sprecherin Maria Freystein und Neustadts Ortschaftsbürgermeister Dirk Erfurt (pl) für Elaine ein Trikot mit den Unterschriften aller Spieler.

Auch am Sonntag werde Wacker 90 Nordhausen mit der zweiten Mannschaft des Oberligateams bei der zweiten Typisierungsaktion für das Mädchen im Nordhäuser Berufsschulzentrum präsent sein, kündigt Patrick Börsch an.

Die Arbeit des VKS-Teams in Neustadt geht unterdessen weiter. Am Tisch von Helferin Jessika Triemer hat Ortschef Dirk Erfurt Platz genommen, um sich registrieren zu lassen. Er hätte nicht gedacht, dass 60 Sekunden so lang sein können, meint er hinterher. Und schiebt nach: „Aber für den guten Zweck opfert man diese Sekunden.“ Das sieht Olaf Schökel aus Neustadt ähnlich. „Ich bin froh, dass ich helfen kann“, sagt er.

Auch Harald Eisentraut aus Nordhausen will der kleinen Elaine helfen – doch mit seinen 63 Jahren sei er leider zu alt für die Typisierung, die nur bei Personen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren möglich ist, wie er von Jessika Triemer erfährt. „Schade, das geht einem ja schon sehr nahe mit dem Mädchen. Ich habe selber Enkel in dem Alter. Da war das für mich selbstverständlich, zu spenden“, so der Nordhäuser.

Helfen kann er dann doch noch in Form einer Geldspende, die vom VKS gern angenommen wird. „Denn die Auswertung von einer Typisierung kostet 40 Euro“, erläutert Carsten Grunert, der sich seit einer überstandenen Krebserkrankung für den Verein engagiert. Er hofft am Ende des Tages auf eine Zahl im dreistelligen Bereich bei den Registrierungen. Diese Erwartungen werden nur knapp verfehlt.

Als die Aktion gegen 18 Uhr beendet wird, vermeldet der VKS 90 Typisierungen. Am Sonntag geht die Suche nach einem Lebensretter für Elaine im Berufsschulzentrum von Nordhausen weiter.

Was passiert nach der Typisierung?

Alle Daten werden im Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschlands (ZKRD) mit Sitz in Ulm gespeichert. Wenn Gewebemerkmale zu denen eines Leukämiepatienten passen, nimmt das ZKRD mit der Spenderdatei Kontakt auf, bei der derjenige sich typisieren ließ.

Diese setzt sich mit dem Spender in Verbindung und fragt nach, ob dieser noch zur Verfügung steht. Ist das der Fall, gibt dieser bei seinem Hausarzt eine Blutprobe ab. Diese wird mit den Gewebemerkmalen abgeglichen. Ist gesundheitlich alles in Ordnung, kommt es zur Stammzellspende, die häufig wie eine Plasmaspende vorgenommen wird.

Die Knochenmarkentnahme aus dem Beckenknochen ist hingegen seltener geworden. Dem Patienten werden die gespendete Stammzellen dann über eine Infusion verabreicht.