Erfurt. Die neueste Umfrage knapp drei Monate vor dem Wahltermin ist ein Debakel für die bislang größte Partei in Thüringen. Derweil rückt eine mögliche Regierungsmehrheit immer weiter in die Ferne.

Erstmals in der Thüringer Geschichte steht in einer Umfrage die Linke vor der CDU. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest-dimap im Auftrag des MDR kommt die größte Regierungspartei des Landes auf 25 Prozent der Stimmen. Damit legt sie im Vergleich zur letzten MDR-Umfrage im März um einen Prozentpunkt höher.

Knapp hinter der Linken folgt auf Platz 2 die AfD mit 24 Prozent, die um vier Punkte zulegt. Die CDU stürzt um sieben Prozentpunkte auf einen historischen Tiefststand von 21 Prozent ab. Auf Platz 4: Die gestärkten Grünen, die um drei Punkte auf elf Prozent wachsen. Die SPD rutscht mit 8 Prozent (minus 3 Punkte) in die Einstelligkeit ab. Die FDP stagniert nach wie vor bei fünf Prozent und muss damit weiter um die Rückkehr in den Landtag bangen.

Wegen der Verluste der SPD würde die aktuelle Koalition mit zusammengerechnet 44 Prozent nach der Landtagswahl am 27. Oktober weiterhin über keine Mehrheit verfügen. Dafür erscheint Thüringen der Unregierbarkeit immer näher zu rücken. Denn auch die CDU könnte angesichts der aktuellen Werte jenseits von AfD und Linke, mit denen sie jede Art von Kooperationsgesprächen ausgeschlossen hat, kein Mehrheitsbündnis bilden. Selbst eine Vierparteienkoalition aus Union, SPD, Grünen und FDP käme nur auf 45 Prozent der Stimmen.

Unabhängig von den teils drastischen Veränderungen bei den Parteiwerten bleibt die Zufriedenheit mit der Landesregierung auf demselben Wert wie im März. 55 Prozent der 1001 Thüringer, die vom 24. Juli bis zum 29. Juli telefonisch befragt wurden, zeigten sich mit der Arbeit von Rot-Rot-Grün zufrieden. Nur 22 Prozent sind der Meinung, dass eine CDU-geführte Landesregierung „die anstehenden Aufgaben und Probleme in Thüringen besser lösen“ könne.

Zu diesen Problemen gehört laut der Umfrage für 28 Prozent der Befragten das Thema Bildung. Auf Platz 2 die Flüchtlingsfrage mit 21 Prozent, gefolgt von Klimawandel und Umwelt (16 Prozent).

Eine der wenigen guten Nachrichten für die CDU: Sie liegt bei den für sie wichtigen Kompetenzfeldern Wirtschaft, innere Sicherheit und der Versorgung auf dem Land weiterhin klar vorne – und konkurriert beim Thema Flüchtlingspolitik auf Augenhöhe mit der AfD. Die Linke wird wiederum die stärkste Kompetenz beim Thema soziale Gerechtigkeit zugebilligt, derweil die Grünen beim Thema Umwelt- und Klimapolitik mit großem Abstand vorne liegen.