Weimar. 100 Jahre nach dem Beschluss der Nationalversammlung erinnert Deutschland in Weimar an seine erste Republik.

Die Weimarer Republik erhält erstmals einen festen Erinnerungs- und Wissensort – in der Stadt, deren Namen sie trägt. Heute wird am Theaterplatz der Kulturstadt das Haus der Weimarer Republik eröffnet.

Seit 1999 war es allein das Weimarer Stadtmuseum, das in seiner Dauerausstellung den Geschichtsgang von der Weimarer Republik zum Dritten Reich dauerhaft öffentlich festhielt. Mit der Eröffnung des Hauses der Weimarer Republik soll das mit nationaler Strahlkraft gelingen, während das Stadtmuseum sich auf die längst nicht erforschten lokalen Aspekte der Nationalversammlung konzentriert.

Die Stadt Weimar als Eigentümerin hat das ehemalige Bauhausmuseum mit Fördermitteln des Bundes instandgesetzt. Der Verein Weimarer Republik konzipierte als künftiger Betreiber ein Haus, das Begegnungsort, museale Ausstellung, Förderer der Forschung und Ort der politischen Bildung sein soll. Es empfängt den Besucher mit einem Foyer zur Orientierung und einem kleinen Kinosaal zur Einstimmung. Ein Café mit Terrasse und angrenzendem Künstlergarten komplettieren das Begegnungszentrum, das ohne Eintrittsgeld nutzbar ist. Der Film zur Einführung von Kurator Andreas Feddersen und dem Weimarer Johannes Romeyke trägt auch durch die für historische Zitate eingesetzten Schauspieler Weimarer Handschrift.

Das Herz der Ausstellung ist ein Zeitstrahl mit 83 Einträgen

In die Ausstellung selbst gelangt der Besucher durch eine finstere Schleuse, die ihn mit historischem Bild-, Ton- und Filmmaterial auf die Situation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg einstimmt. Dahinter erwarten ihn auf 205 Quadratmetern rund 80 Originalexponate und eine Fülle an Informationen über elf Jahre deutsche Geschichte.

Das Herz der Ausstellung ist ein Zeitstrahl mit 83 Einträgen. Er begleitet den Besucher durch die verschiedensten Ereignisse jener Zeit, die Andreas Feddersen „das spannendste Kapitel deutscher Geschichte“ nennt. Die Ausstellung will dabei die Weimarer Republik in allen Facetten darstellen. Diese werden immer detailreicher und anschaulicher, je mehr sich der Besucher vom Zeitstrahl weg und hin zu den Vitrinen an den Wänden der Ausstellung bewegt. Hier trifft er auf Alltagsgegenstände und Dokumente, auf Bilder, Filme und Hörbeispiele.

Die erläuternden Texte der Ausstellung sind so angelegt, dass sie für Schülergruppen, die gerade in den Geschichtsstoff eindringen, genauso tauglich sind, wie für Experten oder für Touristen ohne echte Vorbildung. Das schafft nicht jedes neue Museum in Weimar.

Symbolisch sind vier in besonderen Vitrinen präsentierte Exponate: Da ist eine Armprothese aus der Nachkriegszeit, in der es einen hohen Bedarf unter den Kriegsopfern gab. Eine originale Wahlurne und Stimmzettel stehen für die ersten demokratischen Wahlen, eine Kiste mit Hilfsgütern für den Vorläufer von Care-Paketen aus den USA. Und schließlich verweist eine Flagge in Schwarz-Rot-Gold auf den Ursprung der Nationalfahne, die mit Eröffnung des Hauses der Weimarer Republik gegenüber am Deutschen Nationaltheater, dem Ort der Nationalversammlung, gehisst wird.

Eröffnung: Mittwoch, 12 Uhr, Besucherverkehr ab 14 Uhr, Theaterplatz