Erfurt. „Sporttalk im Steigerwaldstadion“: THC-Cheftrainer Herbert Müller und Eisenachs Manager Rene Witte vor der Handball-Saison über Titelträume, Demut und wenig Urlaub.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

UMZUG NACH ERFURT Herbert Müller:Wir sind noch skeptisch, weil die Halle in Bad Langensalza unsere Heimhalle eine wahre Hölle war für den Gegner. Die Zuschauer haben eine unfassbare Stimmung gemacht. Die Gegner haben das gefürchtet. Jetzt müssen wir uns in Erfurt den Respekt erarbeiten, damit jede Mannschaft hierher kommt und weiß, in der Riethsporthalle gibt es nach wie vor nichts zu holen.

Marco Alles (re.) und Axel Eger (li.) im Gespräch mit Herbert Müller (2. von li.) und Rene Witte.
Marco Alles (re.) und Axel Eger (li.) im Gespräch mit Herbert Müller (2. von li.) und Rene Witte. © Sascha Fromm

NEUVERPFLICHTUNGEN Rene Witte:Für mich ist nicht entscheidend, woher jemand kommt, ob nun aus Bayern oder Kroatien. Wichtig ist, er muss in die Region passen und wissen, was die Menschen hier wollen. Klar gibt es die sprachliche Barriere. Aber von den neun kroatischen und slowenischen Spielern beherrschen sechs die deutsche Sprache. Die letzten Jahre lief nicht alles gut bei uns. Deutsche Spieler stehen bei uns nicht Schlange. Die letzte Aufstiegsmannschaft hatte im Stamm auch fünf ausländische Spieler. Herbert Müller:Die deutschen Spielerinnen, die wir gerne gehabt hätten, haben andere, lukrativere Angebote angenommen. Amelie Berger von Bayer Leverkusen auf rechts außen ist zum Beispiel nach Bietigheim gegangen. Ich bin mit dem Kader dennoch zufrieden. Aber was er wirklich leisten kann, wird sich erst zeigen, wenn die Punktspiele begonnen haben. TRAINERVERTRÄGE Rene Witte:Sead Hasanefendic zeichnet vor allem seine Menschenführung aus. Er nimmt sich viel Zeit für jeden einzelnen Spieler und ist 24 Stunden für den Handball da, selbst wenn man ihn nachts um drei wecken würde. Er hat eine unfassbare Erfahrung seit fast 50 Jahren im Handball gesammelt. Herbert Müller: Ich gehe ins zehnte Jahr als THC-Trainer. Es ist wichtig, dass man diese Energie und Kraft aufbringen kann, jeden Tag für den Handball bereit zu sein und ihn nicht als Beruf, sondern als Berufung zu sehen. Ich schaue ganz locker nach vorne. Ich fühle mich in Erfurt sehr wohl. Es spricht nichts dagegen, dass es eine noch längere Geschichte wird. TRAUMZIELE Herbert Müller:Als Handball-Trainer würde mich ein Gewinn der Champions League reizen. Das ist ein Traum, so etwas beim Thüringer HC aufbauen zu können. Aber das geht nur dann, wenn wir es wirklich schaffen würden, den Rückraum, den wir gerade haben, längerfristig zu binden und Talente, die wir ausbilden, bei uns zu halten. HALLENNEUBAU Rene Witte: Der Hallenneubau in Eisenach ist eine Never-Ending-Story. Ich habe die Halle im Kopf und weiß, wo jede Umkleidekabine ist. Jetzt liegt es an der Politik, dass man sich zum Bau dieser Halle entschließt. Wenn wir uns wirtschaftlich entwickeln wollen, brauchen wir eine Halle, die wir vermarkten können. Eine neue Halle würde 4200 Leuten Platz bieten. Das reicht, wäre super und würde uns finanziell in eine andere Sphäre bringen. IVETA KORESOVA Herbert Müller:Sie ist der Puls der Mannschaft. An ihr führt kein Weg vorbei. Der Reiz der Stars liegt nicht in Deutschland. Trotzdem haben wir mit Iveta eine Spielerin, die in jeder Mannschaft der Welt spielen könnte. Ich denke aber, sie fühlt sich hier super wohl. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass Ivetas Weg beim Thüringer HC noch sehr lange gehen kann. EISENACHER TALSOHLE Rene Witte:Der Wiederaufstieg ist nur gelungen, weil wir die Strukturen der 2. Liga erhalten haben. Aber wir konnten nicht so viel Eintritt verlangen, und einige Sponsoren hatten keine Verträge für die dritte Liga. Das größte Manko war, dass der Verein nicht auf den Abstieg vorbereitet war. Wir können froh sein, dass viele Sponsoren trotzdem zu uns gehalten haben. Solch einen Kraftakt hätten wir nicht noch einmal geschafft. Wir haben immer noch ein sehr hohes negatives Eigenkapital, das wir Jahr für Jahr abarbeiten wollen. NEUE WEGE Rene Witte: Man kann im Jahr 2019 nicht mehr Werbebanner an die Wand hängen und sagen, das ist jetzt Bundesliga. Deshalb haben wir LED-Wände und LED-Banden in die Halle geholt, um die Werbung attraktiver zu machen. Wir müssen die Heimspiele als Event sehen und von althergebrachten Dingen wegkommen. Als ich kam, durfte kein Zuschauer eine Bratwurst oder ein Bier in die Halle nehmen. Aber wenn wir sagen, die Halle ist unser Wohnzimmer, dann muss das auch während des Spiels gehen. Zudem vermarkten wir jetzt unser Trikot zu jedem Heimspiel mit einem anderen Sponsor und machen damit aus einem Geldgeber 17 Hauptsponsoren. Jetzt habe ich noch zwei Trikots frei. Der SC Magdeburg hat uns das vor Jahren vorgemacht. EUROPAPOKAL Herbert Müller: In diesem Jahr sind mit Odense und Siofok zwei unglaublich starke Vereine im EHF-Pokal dabei. Aber in ein Halbfinale zu kommen, um gegen solche Gegner zu spielen, das wäre ein Traum. BUNDESLIGA-TRAUM Rene Witte: In einem Jahr stehen wir hoffentlich stabil in der 2. Bundesliga. Es wäre Klasse, wenn wir auch mit unserer Jugendarbeit Erfolg hätten. Es muss fairerweise gesagt werden, dass man mit dem Budget einer Zweitliga-Spitzenmannschaft in der Bundesliga sich nicht halten kann. Wenn man weiß, dass es nur zu zehn Prozent für die erste Liga reicht, muss sich der Verein die Frage stellen, ob er sich so etwas antut. SAISONZIELE Herbert Müller:Wir haben in der vergangenen Saison zwei von drei Titeln gewonnen, aber den wichtigsten Titel durch praktisch eine verlorene Halbzeit in der Hinrunde in Bietigheim verpasst. Für uns ist klar, wir wollen Meister werden. Rene Witte: Wir müssen nach dem Drittliga-Jahr mit Demut herangehen, wollen uns in der 2. Bundesliga etablieren und wieder eine Heimmacht werden. Die Menschen müssen spüren, dass eine Mannschaft auf der Platte steht, die um jeden Ball und jeden Zentimeter kämpft. Der Klassenerhalt ist das Mindeste, was wir erreichen wollen. HANDBALL-AUSZEIT Rene Witte:Ich bin mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle zwei Tage nach Mallorca geflogen, um die alte Saison abzuschließen. Das war es bisher in diesem Jahr. Wenn andere Urlaub machen, muss die Geschäftsführung die neue Saison planen. Zwei oder drei Wochen Urlaub am Stück sind in dieser Branche utopisch. Das geht gar nicht. Herbert Müller:Um Erfolg zu haben, brauchst du einen Verrückten, der vorneweg marschiert und 24 Stunden für diesen Sport lebt. Ich brauche fünf Tage im Jahr, um auszuspannen. Wenn ich sieben Tage im Urlaub bin und am sechsten Tag am Morgen zum Schwimmen gehe, beschäftige ich mich schon wieder mit dem Handball. Wenn ich wirklich mal nicht an den Handball denke, entspanne ich ganz gerne bei Sonnenschein und am Strand – wirklich ganz ruhig.

So können Sie die Sendung sehen

  • Der Talk wird am heutigen Mittwoch 18.20 Uhr erstmals ausgestrahlt und danach mehrere Male bei Salve TV wiederholt.
  • Der Sporttalk kann auch im Internet angesehen werden unter: thueringer-allgemeine.de, www.salve.tv , www.thueringen24.de

Mehr Nachrichten des TA-Fernseh-Talks