Erfurt. Ein starker Auftaktsieg und danach nicht mehr viel: Die deutschen Radprofis bleiben bei der Deutschland-Tour hinter den hohen Erwartungen zurück. Am Sonntagnachmittag kamen die Fahrer in Erfurt an.

Jasper Stuyven aus Belgien hat den deutschen Radprofis um Emanuel Buchmann den Gesamtsieg bei der Deutschland-Tour weggeschnappt. Der 27 Jahre alte Trek-Segafredo-Profi verteidigte am Sonntag auf der 159,5 Kilometer langen Schlussetappe von Eisenach nach Erfurt das Rote Trikot und wird damit Nachfolger des Slowenen Matej Mohoric, der die Rundfahrt im Vorjahr gewonnen hatte. Die Gesamtränge zwei und drei belegten Tagessieger Sonny Colbrelli (Italien) und der Tageszweite Yves Lampaert. Die Deutschen hatten mit dem Ausgang diesmal nichts zu tun.

Das Schlussstück mit gleich drei anspruchsvollen Bergprüfungen wurde nicht zum erwarteten Ausscheidungsrennen, eine weitere Siegchance musste Pascal Ackermann nichtsdestotrotz schnell abhaken. Nach einem Sturz stieg der 25-Jährige vorzeitig aus. «Wenn man nicht mehr treten kann, dann kann man halt nicht mehr fahren», sagte Ackermann trotzig. Stattdessen zog Deceuninck-Quick-Step am Ende das Tempo an und verkleinerte die Gruppe für das Finale, das Colbrelli für sich entscheiden konnte. Simon Geschke wurde als bester Deutscher Zehnter. «Ich bin froh, dass ich meinen Platz halten konnte», sagte Geschke.

Aus deutscher Sicht fällt das Fazit gemischt aus. Die Rundfahrt an sich, die 30 Jahre nach dem Mauerfall symbolisch immer wieder die frühere Grenze überquerte, wurde bei bestem Spätsommerwetter und hunderttausenden Zuschauern am Streckenrand erneut zu einem vollen Erfolg. Sportlich konnten der Tour-de-France-Vierte Buchmann, Klassikerspezialist Nils Politt und Co. die extrem hohen Erwartungen und Hoffnungen auf den Gesamtsieg aber diesmal nicht bestätigen.

Zwar hatte sich der EM-Bronzegewinner Ackermann zum Auftakt in Halberstadt gleich dominant den ersten Sieg gesichert, dabei sollte es aber auch bleiben. Die wie Klassikeretappen angelegten Teilstücke nach Göttingen und Eisenach hatten in Super-Talent Remco Evenepoel, Tour-Held Julian Alaphilippe oder den Etappensiegern Alexander Kristoff und Kasper Asgreen viele bleibende Protagonisten. Die deutsche Gilde zählte diesmal trotz couragierter Attacken kaum dazu.

Buchmann, der bei der Tour noch am Tourmalet und in den Alpen geglänzt hatte, brachte seine Probleme auf den Punkt: «Im Sprint und für die Bonussekunden bin ich nicht schnell genug.» Und die Berge, die im Vergleich zu den 2000 Meter hohen Tour-Riesen eher anspruchsvolle Hügel waren, waren nicht schwierig genug für den 26 Jahre alten Ravensburger, der schon zum Start ankündigte, Helferdienste für Ackermann zu leisten.

Stattdessen verblüffte der 19 Jahre alte Belgier Evenepoel das versammelte Publikum mit einer 100-Kilometer-Solofahrt, die beinahe zum Etappensieg in Göttingen reichte. Deutschlands zurückgetretener Top-Sprinter Marcel Kittel lobte: «Man muss keine Kristallkugel mehr haben, um zu sagen, dass er seine Generation und diese Sportart prägen wird. Das ist ein absoluter Hammer.» Der Thüringer Kittel trat erstmals nach seinem Rücktritt als Experte im ZDF auf.