Erfurt. Vieles bleibt im Dunkeln: Forscher haben die Thematik Polizeigewalt untersucht und vermuten deutlich mehr Fälle als offiziell bekannt.

Illegale Polizeigewalt soll nach Angaben von Forschern in Deutschland deutlich größer sein, als die bundesweit vorliegenden 2000 Verdachtsfälle im Vorjahr. Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum gehen in einer Studie vom Fünffachen aus.

In Thüringen liegen laut Kriminalstatistik im Vorjahr 66 Anzeigen gegen 93 Verdächtige wegen „Körperverletzung im Amt“ vor. Im Jahr davor sind es 105 Anzeigen gegen 126 Personen.

„Das Gewaltmonopol im Staat liegt bei der Polizei“, betonte am Dienstag Kai Christ, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gegenüber dieser Zeitung. Damit verbunden sei auch, dass die Beamten diese anwenden, wenn es sein muss.

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Der GdP-Chef wollte Einzelfälle nicht ausschließen, in denen das Maß überschritten werde. Aber die 66 Fälle würden zeigen, dass die Polizei in Thüringen sehr kommunikativ vorgehe. Den Vorwurf, dass viele Betroffenen keine Anzeige erstatten würden, weist er zurück. Nach den Ereignissen am 1. Mai in Erfurt - die Veranstalter sprachen von mehr als 100 Verletzten nach einem Pfefferspray-Einsatz - habe es auch nur wenige Beschwerden bei der unabhängigen Vertrauensstelle der Polizei gegeben.

Linkenpolitiker Steffen Dittes sieht dagegen die Erkenntnisse der Studie als realistisch an. Die ausbleibenden Anzeigen der Opfer gegen Polizisten führen häufig dazu, dass übertriebene Gewalt nicht hinterfragt werde. Viele der Betroffenen verzichten auf Anzeigen, weil sie das Vertrauen in die Polizei verloren hätten, so Dittes.

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