Ausschnitte aus Artikeln zur Wartburg-Produktion, geheimen Stasi-Wohnungen in Erfurt und dem russischen Speziallager auf dem Ettersberg geben Einblick in die damalige TA-Berichterstattung.
Dr. Schwarz (Erfurter Stasi-Chef) wusste auch sonst überraschend schlecht in seinem Haus Bescheid. Weder über Datenspeicher noch über die Anzahl seiner Mitarbeiter. „Die Passkontrollen an den Grenzübergangsstellen gehören zu unserem Bereich. An sie habe ich nach den neuen Grenzregelungen ungefähr 1000 Leute abgegeben“, kann er sich erinnern. Andere Zahlen sei er nicht befugt zu nennen. „Stimmt es, dass Wohnungen in Erfurt nur zum Schein bewohnt waren und in Wirklichkeit ihre Leute darin Dienst taten?“, wird er gefragt. Wieder Zögern. „Ganz so kann man das nicht sagen.“ Dann: „Ja.“ „Wie viele?“ „Ich weiß es nicht.“ (Später erfuhren wir, es seien 15 gewesen.) Viele ähnliche Fragen gibt es und ebenso oft Schweigen Ausflüchte.
Aus „Bürger wachen vor geheimen Akten“ zur Öffnung der Erfurter Stasizentrale (5.12.)
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Wir fragen Generalmajor Schmidt noch einmal: Warum all der Aufwand für diese Panzer, wenn sie doch in den Schrott abkommandiert werden sollen. Völlig unerwartet geht der Panzerchef aus der Deckung und teilt diesmal mit: „Sie sollten nach Äthiopien geschickt werden - als Geschenk Honeckers für Mengistu Haile Mariam.“ 200 Panzer insgesamt. Wir glauben unseren Ohren nicht zu trauen. Ein „freundschaftliches“ Geschenk für den ersten Mann eines afrikanischen Landes, in dem Bürgerkrieg herrscht. Auch das war eine Seite unserer „Entwicklungshilfe“ für die Dritte Welt. Diese Enthüllung passt zu all den Enthüllungen über die Korruptheit unserer bisherigen Staatsführung.
Aus „Das Geschenk des Generalsekretärs“ (21.12.)
Die Zahl 10.000 hatte es ihm angetan: An das Vorhaben der Sömmerdaer Büromaschinenwerker, 1986 1000 Personalcomputer mehr herzustellen, hängte er einfach eine Null an. Die Macht Günther Mittags machte diese Methode möglich - aber in unserer Volkswirtschaft führte sie zu drastischen Disproportionen.
Aus „Mittags Methode: Eine Null dranhängen“ (22.12.)
Bilder aus 30 Jahren TA-Redaktion und Druckzentrum
Autos rangieren in der Gunst ganz oben. Die Untersuchung belegte einige Ursachen der Stagnation unserer PKW-Produktion: Bürokratismus, Entscheidungsdschungel, Inkompetenz, mangelnde Verantwortlichkeit und Amtsanmaßung. Namen als Mitschuldige sind zu nennen: Kleiber, Mittag, Tautenhahn. Hinzu kamen Fehleinschätzungen, die schon länger zurückliegen. Auffassungen aus Walter Ulbrichts Zeiten, etwa eine Selbstfahrervermietung beim Kraftverkehr einzurichten, die Nahverkehrsmittel enorm auszubauen und somit den Anteil privater PKW auf Gleichstand zu halten.
Aus „Die Wartburg-Story - oder: Wie war es wirklich?“ (28.12.)
Recht oder Rache? Unrecht, auch das millionenfach während des 2. Weltkrieges an den Völkern der Sowjetunion verübte, rechtfertigt kein neues Unrecht. Rache ist neues Unrecht! Auf dem Ettersberg ist nach 1945 namens der Forderung nach Sühne Recht gebeugt worden, in welchem Umfang, das können nur ernsthafte Forschungen anhand gesicherter Quellen erbringen. Öffentlich sprechen muss man darüber schon jetzt. Das ist wichtig, damit die Täter von 1933 bis 1945 nicht plötzlich zu Opfern werden, und trotzdem jenen vielen, denen Unrecht geschah, Gerechtigkeit widerfährt.
Aus „Zumutbare Wahrheiten“ über das Speziallager Buchenwald (9.2.1990)
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