Erfurt. Elmar Otto über Absetztendenzen und flüssige Aufmunterung.

Bodo Ramelow dürfte alles andere als erfreut gewesen sein, als er am Freitagmorgen in die Welt schaute. Also nicht aus dem Fenster, sondern in die gleichnamige Zeitung. Darin konnte der Ministerpräsident nämlich ein Interview seines Stellvertreters lesen. Und was Georg Maier dort über seinen Chef sagte, klang nicht wirklich schmeichelhaft.

Die Frage „Sie glauben nicht an eine Verlängerung von Ramelows Amtszeit?“, beantwortete Maier mit: „Die Chancen sind aufgrund der Erosion der Linkspartei gering. Die Austritte von prominenten Linken zum BSW zeigen doch, die Bindungskraft von Ramelow lässt nach, und die Partei zerfällt. Auch im Osten ist das BSW ein Booster für den Zerfall der Linken.“

Nun, gut, man könnte sagen, im Prinzip hat Maier nur eine Beschreibung der aktuellen Situation abgeliefert. Allerdings klingt das aus dem Mund eines Vize-MP, der Teil einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung ist, so, als habe er den Kampf um die Fortsetzung des Bündnisses schon aufgegeben.

Es gibt sogar linke Koalitionäre, die dem Sozialdemokraten eine gewisse Illoyalität unterstellen. Es sei eben eine Charakterfrage und unterscheide ihn vom Ministerpräsidenten, mosern sie. In der Tat: Dass Ramelow sich öffentlich über die chronisch schwindsüchtige Thüringer SPD auslässt, ist bislang nicht bekannt. Auch nicht, dass sich der Linke über die persönlichen Zustimmungswerte Maiers lustig machen würde. Denn die sind nur gerade noch so im messbaren Bereich.

Die Wortmeldung Maiers unterstreicht die Tendenz, in der Zukunft doch lieber als Juniorpartner mit der CDU paktieren zu wollen. Deren Parteichef Mario Voigt dürfte über Maiers Schmusekurs nach rechts frohlockt haben.

Es fragt sich nur, mit wem CDU und SPD eine AfD-Regierung nach der Landtagswahl im Herbst verhindern und eine tragfähige Allianz schmieden wollen. Glaubt man den Demoskopen, könnte es knapp mit der neuen Partei von Sahra Wagenknecht (BSW) und den Grünen klappen. Allerdings ist bei Letzteren längst nicht klar, ob sie es wieder in den Landtag schaffen.

Am Freitag vor dem Landtag hätte man meinen können, die protestierenden Landwirte wollten Ramelow nach dem Maier-Interview ein wenig aufmuntern. Auf jeden Fall kamen sie plötzlich, während der Regierungschef sich ihre Sorgen anhörte, mit Bier um die Ecke. Ramelow indes gefiel vor allem die Farbe des Kastens. Er war rot.

Und der Gerstensaft war gar nicht für ihn, sondern für Susanna Karawanskij. Die Infrastrukturministerin hatte gegen die Bauern eine Wette gewonnen.